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„Sixty shades of Hansa…“

Nicht nur der Ball rollt wieder

Ende Juli beginnt sie wieder. Wer ?! Die neue Fußball-Saison 2015/16. Zunächst in der dritten Liga. Die „fußballfreie Zeit“ ist also zu Ende. Obwohl: Mit der Frauen-Fußball-WM (Sieger USA), der Südamerika-Meisterschaft (Sieger Chile), dem Beach Soccer-World Cup (Sieger Portugal) sowie den diversen Nachwuchs-WM bzw. -EM gab es auch im Juni/Juli reichlich Fußball.

Aber erste bzw. zweite Bundesliga und dritte Liga sind dann doch etwas „Anderes“, für viele interessanter.

Der FC Hansa mit Zweck-Optimismus?!

Jedoch: Blickt man auf die letzte „Pleiten, Pech und Pannen“-Saison des FC Hansa Rostock zurück, als der Abstieg aus der dritten Liga nur dank der Schützenhilfe der Erfurter gerade so abgewendet werden konnte, ist der „gemeine Fußball-Fan“ speziell in M-V dieses Mal eher skeptisch, ob die neue Spielzeit wirklich besser und interessanter wird.

Auch wenn die DKB-Arena wieder Ostseestadion heißt oder in den neun Testspielen zwischen 20.Juni und 19.Juli sieben Siege, ein Unentschieden und nur eine Niederlage „auf dem Papier“ stehen. So leicht wie die Neukalener (9:0), Ribnitz-Damgartener (9:0) oder Bützower (4:0) werden es die Dritt-Liga-Team den Rostockern nicht machen…

„Shopping“ auf dem „Markt“

Natürlich kauften die Rostocker auf dem Spielermarkt kräftig ein, damit alles besser werde, was vorher nicht gut war. Der Fußballsport ist längst eine Fußball-Industrie geworden, ein Wirtschaftszweig zur Profit-Maximierung. Die Spielereinkäufe erinnern bisweilen an den früheren Sklaven-Markt.

Allerdings bekamen diese keine Millionen-Gagen – höchstens ein paar Peitschen-Hiebe. Und war man mit deren Arbeit nicht zufrieden, wurden diese den Löwen zum Fraß vorgeworfen. Das geht in der real existierenden Demokratie leider nicht mehr, wenn auch einige HSV- oder Hansa-Verantwortliche nach Ende der letzten Spielzeit etwas neidvoll auf frühere Zeiten, als dieses noch möglich war, zurückgeblickt haben dürften.

Zumindest hätte man sich die eine oder andere Abfindung bzw. das eine oder andere Gehalt sparen können… „Sixty shades of Hansa“ – wäre auch nicht das Schlechteste.

Hansa ohne Ende

Aber mit dem FC Hansa ist es hierzulande, wie mit den Griechen in der EU, der buckligen Verwandtschaft zu Weihnachten oder der „lieben Schwiegermutter“ in der Familie – niemand will sie haben, man toleriert sie zähneknirschend und gibt ihnen sogar noch entsprechende finanziell-materielle Aufmerksamkeiten.

Der FC Hansa kann dabei – trotz ewigen Nicht-Erbringens der gesteckten Ziele – immer wieder auf die Unterstützung der Landespolitik zählen. Da gibt es dann Kredite, wird kräftig die PR-Trommel gerührt und der Verein, mithin ein fußballsportliches Retorten-Baby aus alten Ost-Zeiten, gelobhudelt.

Die glorreichen Momente, als Hansa noch erfolgreiche Olympia- und WM-Fußballer hatte, sind aber längst vorbei. Die „sportliche (Fußball-)Musik“ spielt heute woanders. Dort, wo auch das große Geld ist bzw. man entsprechend Selbiges verdienen kann: bei den Bayern, in Dortmund, in Wolfsburg.

Die besten Nachwuchsspieler ziehen von dannen, wie die Kroos-Brüder. Verdenken kann man es ihnen nicht.

Und Hansa ist ja nur ein Beispiel von vielen aus der „Sportwelt M-V“.

Hochleistungssport und M-V

Ja, Hochleistungssport und MV – das war vor der Wende und nach der Wende eigentlich eine „Erfolgsgeschichte“. Warum auch immer.

Medaillen und vordere Platzierungen bei WM, EM und Olympia gerade in den MV-Traditionssportarten Leichtathletik, Boxen, Kanu-Rennsport, Rudern, Segeln, Wasserspringen oder Schwimmen waren die Regel.

Im Handball, Volleyball oder Fußball schafften immer wieder Spielerinnen und Spieler aus M-V die Nominierungen für die Nationalmannschaften.

Erfolge gibt es in den olympischen Sportarten auch weiterhin, jedoch werden diese kontinuierlich spärlicher. Nur eine Bronzemedaille bei Olympia 2012 für eine Athletin oder einen Athleten aus einem Verein in M-V – in diesem Fall für Martin Hollstein vom SCN – das kann nicht befriedigend sein. Zwar polierten bei den Paralympics die Schweriner Judo-Zwillingsschwestern Ramona und Carmen Brussig (2 x Gold) und die Rostocker Leichtathletin Jana Schmidt (1 x Bronze) die „Spiele-Bilanz“ 2012 aus MV-Sicht auf, aber was kommt „danach“…

Zwischen Fuß- und Handbällen

Im Bundesliga-Betrieb, ob mit Fuß- oder Handbällen, geraten die Vereine aus MV regelmäßig in finanziell schwierige Gewässer. Oftmals wird der Ruf nach öffentlicher Hilfe laut. Der sportive und sportiv interessierte Steuerzahler soll für finanzielle Schieflagen aufkommen. Sind die Beiträge überschaubar, ist das Management kompetent und sind die Erfolge nachhaltig gegeben, dann macht „der Steuerzahler“ das bisweilen auch gern.

Verhallen die sportiven Rufe nach mehr öffentlicher Hilfe aber nicht, dann sei schon die Frage erlaubt – in Richtung einzelner Vereine: „Was ist bei Euch los? Lebt Ihr über Eure Verhältnisse? Hegt Ihr größenwahnsinnige Ziele? Was wollt Ihr überhaupt – hoch bezahlte Profis fördern oder lieber den eigenen Nachwuchs?!“

Die ständigen Appelle der Profi-Vereine auf staatliche Unterstützung sind jedoch pharisäerhaft. Warum? Es wird regionaler und nationaler Patriotismus beschworen, obwohl es nur um den gar nicht so patriotischen Mammon geht. Würde das eine unter bezahlte Krankenschwester oder eine unter bezahlte Krankenpflegerin machen, deren Rufe würden ungehört verhallen.

Am Ende brauchen jedoch nur einige Vereine aus MV mit Bällen jonglieren – und siehe da: Die Politik jongliert mit dem Geld für die Vereine. – Devise: „Ich will ja meine fußball- und handball-verrückten Wählerinnen und Wähler nicht vergraulen.“

So viel ballsportlicher Rinderwahnsinn war nie im Land der Fisch- und Ochsen-Köppe!

– Sollen doch die fußball- und handballsportlichen Gutverdiener auch einmal für das ortsübliche Gehaltsniveau den Ball in die Hand oder an den Fuß nehmen!

Es geht anders

Die überwiegende Mehrzahl der sportlichen Vereine in M-V, auch mit der Ausrichtung Ballsport, lebt dieses doch vor: Engagement mit Herzblut, eine nachhaltige Nachwuchsförderung, Sport als Gesundheits- und beruflicher Ausgleichsfaktor!

Profi-Fußballer und Profi-Handballer braucht eigentlich niemand, insbesondere in einem Land mit Billiglöhnen, Kinderarmut, exorbitanter Scheinselbständigkeit und geringer Wirtschaftskraft – nur die hauptberuflichen Sportfunktionäre, Sportpolitiker und der mediale Mainstream! Bälle lenken ja so wunderschön von der verballerten tristen Realität ab!

Und diese Realität existiert nun einmal, auch wenn unsere GEZ-Medien mit Sendungen a la „Traumschiff“, „Doktor Alzheimer läßt bitten“ oder „Wenn die `Musi` spielt“, uns eine Wirklichkeit vorgaukeln, die aus irgendwelchen „Dreigroschen-Romanen“ zu entstammen scheint.

Realität versus Fußball-Spielereien

Was ist mit der Benachteiligung vieler Menschen auf dem Arbeitsmarkt, aufgrund von Hautfarbe, Religion und Handicaps? Was ist mit dem Niedergang der „europäischen Idee“, sofern diese überhaupt einmal ernsthaft verfolgt worden ist? Was ist mit den demokratischen Defiziten in diesem Land, mit der flächendeckenden Überwachung? Warum sind immer noch so viele alte politische Cliquen in Amt und Würden? Was ist mit der Deregulierung des Finanz-Sektors? Und was ist mit den Flüchtlingen aus Bürgerkriegsgebieten, die wirklich – die Betonung liegt auf wirklich – Hilfe benötigen?

Hat hier Deutschland keine Mit-Verantwortung, als drittgrößte globale Rüstungsexport-Nation? Frieden schaffen mit immer mehr Waffen?! Das dürfte eher ein militärischer Rohrkrepierer werden!

Viel Schaum um alles

Deutschland war ohnehin stets ein Land der Schaumschlägerinnen und Schaumschläger. Man spendet zwar, wenn man es von der Steuer absetzen kann. Man nimmt das Wort „Solidarität“ in den Mund, wenn damit nicht Aufwand und Kosten verbunden sind. Und man steckt zum Weihnachtfeste mitunter auch einen kleinen Schein in den Klingelbeutel, wobei die „kleinen Leute“ oftmals mehr Großes geben, als die finanziell „großen Leute“. Aber wie war das noch: Mit zunehmendem Geld-Guthaben verringert sich der Anteil des Charakters und des Gewissens am „großen Ganzen“!

Es ist genug für alle da

Eigentlich ist aber genug für alle da! Wie meinte schon Leo Tolstoi treffend: „Mögen die Parsen ihre Topis tragen, die Juden ihre Philalektere, die Christen ihr Kreuz, Muselmänner ihren Halbmond, aber mögen sie alle dessen eingedenk sein, dass dies nur Formen und Embleme sind, dass aber das Grundwesen aller Religionen – die Nächstenliebe – in gleicher Weise gefordert wird von Jesus, Paulus, Manu, Zoroaster, Buddha, Moses, Hillel, Sokrates, Mohammed.“.

Der Ball rollt wieder. Das Spiel beginnt. Es wird nicht nur 90 Minuten dauern. Und nicht nur ein bisschen länger. Es geht um mehr als Hansa, Bayern, Wolfsburg & Co.. Es geht nur um eine Frage „Wie will die Menschheit wirklich leben?“ Weiterhin verlogen – mit einer selbst ernannten Elite an der Spitze?! Oder versuchen wir es mal mit Aufrichtigkeit, Nachhaltigkeit und Ehrlichkeit?!

Nicht vergessen, „das Runde muß ins Eckige“!

Marko Michels

 


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