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OB-Wahl`16: Angie zum zweiten?!

Wieder Qual mit einer Wahl…

Nun ist „die Katze“ aus „dem politischen Sack“. Die seit 2008 amtierende Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow will es auch 2016 noch einmal wissen, sich für weitere 8 Jahre als Stadtoberhäupterin Schwerins wählen lassen.

Rückblick auf die Vorgänger seit 1990

Warum auch nicht?! Mit den OB-Männeken waren die Schwerinerinnen und Schweriner nach 1990 politisch auch nicht gerade gut „gefahren“. Zwischen 1990 und 2002 regierte der unermüdliche Theologe Johannes Kwaschik (SPD), der auch einen Facharbeiterbrief für Agrotechnik hatte, Chemie studierte und sich dann der Theologie widmete.

Seine Amtszeit war von „beißender Kritik“ an seiner Amtsführung geprägt, von einer Menge Abwahl- und Rücktrittsforderungen, vom Skandal um die Finanz-Software „KoFi“, von verpassten Chancen und Möglichkeiten. Für die einen galt er als „Neu-Anfang“ für Schwerin, für die anderen war er nur die „Rache von Wittenberg an Schwerin“. Dort nämlich, in der Lutherstadt Wittenberg, wurde Johannes Kwaschik 1948 geboren.

Schon das hätte ein Warnschuss sein müssen: 1948 war kein gutes deutsches Fußball-Jahr. Deutschland durfte aus bekannten Gründen erst gar nicht zu Olympia und just wurde dort Schweden Olympiasieger im Fußball, das erste globale Fußball-Turnier nach Ende des 2.Weltkrieges.

Nach Kwaschik kam Norbert Claussen (CDU), Jahrgang 1958, der ein wenig Jura studiert hatte, sich dann der Versicherungsmaklerei verschrieb, beim Innenministerium M-V anheuerte und letztendlich in der Stadtverwaltung von Schwerin landete. Und wieder so ein schrecklicher Fußball-Jahrgang. Bei den WM in Schweden in jenem Jahr reichte es für Deutschland nur zu Platz vier, während Brasilien mit Pele zum ersten WM-Titel „für das Land am Zuckerhut“ stürmte.

Das DDR-Erbe…

„Viel Zucker“ hatten hingegen weder Kwaschik noch Claussen zu verteilen. Von Claussen, der eigentlich besser war als sein Ruf, blieb jedoch dessen „Pech gehabt-Rede“ nach dem traurigen Schicksal der kleinen Lea-Sophie nachhaltig in Erinnerung. Seine Abwahl 2008 war daraus die logische Konsequenz.

Beide, sowohl Kwaschik als auch Claussen, Kwaschik aber noch intensiver, bemühten sich oft auf das „schlimme Erbe“ zu verweisen, das sie übernommen hatten – die Altlasten aus DDR-Zeiten. Und: Beide hatten durchaus nicht Unrecht. Wie sah Schwerin 1989/90 aus: trist, grau, runtergekommen und alles andere als einladend.

Weitere 5 Jahre real existierender Sozialismus und die Schwerinerinnen und Schweriner hätten „in Zelten“ oder in den „Dreescher Arbeiter-Wohn-Silos“ leben dürfen. Und das Schloss hätte zudem als Ruine für das „Open Air“-Festival zur Thematik „Lieber rote Haut oder Gesinnung als gar keine Sonnen-Einwirkung“ dienen können.

Aber: So einfach, wie es sich Kwaschik wie auch Claussen mitunter machten, war es nicht. Einerseits waren die Schweriner Sozialdemokraten nicht sämtlich eingefleischte DDR-Widerständler, andererseits war die Ost-CDU seit 1952 neben der Bauernpartei der treueste Verbündete der SED. Schon vergessen?! Niemand war schuldlos an dem, was bis 1990 in Schwerin, aber insgesamt von Kap Arkona bis zur Sächsischen Schweiz, geschah.

Es waren nicht nur die Einheitssozialisten, die sich aktiv beim „Aufbau des real existierenden Sozialismus“ beteiligten – Christdemokraten, Nationaldemokraten, Liberaldemokraten und Bauernparteiler mogelten sich nur all zu oft in die Rolle der angeblichen Oppositionellen. Und nicht jeder, der sich als „Bürgerrechtler“ oder „Oppositioneller“ bezeichnete, war auch einer. „Bäume für den Weltfrieden zu pflanzen, mochte zwar „irgendwie Signalwirkung“ haben, aber diese Erhöhung des eigenen Tuns zu DDR-Zeiten: Hey, geht es noch ein paar Nummern kleiner, werte „Bürgerrechtler“!

Wie meinte schon ein vorpommerscher Sozialdemokrat, der mit seiner Partei Ende der 1990er Jahre brach, sowohl unter Nazis wie auch Stalinisten aus politischen Gründen inhaftiert wurde: „Wer wirklich gelitten hat, lebt nicht von großen Sprüchen!“.

Zwischen „Sprüche klopfen“ und „bunten Importen“

Und das war stets das große Manko Schwerins: Es lebten und leben zu viele Sprücheklopfer in der Stadt der sieben Seen. Daran krankt Schwerin, mehr noch als unter den klammen Finanzen. Diese alte Cliquenbildung – Wehe du kennst keinen, der einen kennt… – aus Vor-Wende-Zeiten: Das ist noch immer Gegenwart.

Viele West-Importe entpuppten sich zwar als „bunt“ – Auch das ist uns allen von den schönen Verpackungen suboptimaler Fressalien aus „Western-Germany“ bekannt! – aber nicht gerade als „gesund“ bzw. „bekömmlich“. Diese avancierten jedoch schnell zu den „grauen Eminenzen“ im Hintergrund, protegierten ihre politischen Sprößlinge in entsprechende Positionen, immer mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.

Und siehe da: Diese „West-Importe“ arrangierten sich schnell mit den einstigen Ost-Polit-Aktivisten und bildeten „Joint Ventures“ zum gegenseitigen politischen Nutzen. „Lambada“ und „Kasatschok“ – da verschmolz gekonnt etwas, was sich durchaus nicht unsympathisch fand.

Die „Amtszeit von OB A.G.“

Nun ist Angelika Gramkow, Baufacharbeiterin mit Abitur, die Wirtschaftswissenschaften studierte, Fachschul-Pädagogin war, zudem Landtagsabgeordnete seit sieben Jahren am „politischen Ruder“ in der Landeshauptstadt M-V. Jahrgang 1958 – wie Norbert Claussen. Was will man dazu noch sagen…

In ihre Amtszeit fallen BUGA, die 850-Jahrfeier (obwohl Schwerin ja viel älter sein soll), die vorläufige Bestandssicherung der noch vorhandenen Kulturbestände und die Nestle-Ansiedlung. Schwerin entwickelte sich unter Frau Gramkow zum „Kaffee-Nest“, immerhin noch besser als nur „ein Nest“ unter vielen in M-V zu sein!

Qual der Wahl…

Tja, liebe Schwerinerinnen und Schweriner. Nun habt Ihr an der Spitze Eurer Stadt fast alles durch: „Seicht-Rot“, „Schwarz“, „Tief-Rot“. „Grün“ braucht Ihr nicht – Ihr habt ja entsprechend farbige Wiesen und Wälder! Blau-Gelb benötigt Ihr zudem nicht – Ihr besitzt ja einen Karnevalsverein in gleicher Farbe. Braun – das wird bestimmt nicht helfen und „noch tiefer Rot“ als „Tief-Rot“ – da braucht man ebenfalls wieder die „politische Feuerwehr“.

Mal was Neues oder doch Bekanntes?!

Am besten einmal etwas ohne Parteibuch, was in die Rubrik „frisch-fromm (Nicht so fromm wie Herr Kwaschik!)-fröhlich-frei“ abbuchen läßt.
Unsere hiesigen Sekundärmedien, L-Presse genannt, also die „Presse für Lemminge“, wird in den kommende Wochen wieder so tun, als sei sie kritisch. Vorsicht, Vorsicht! Genau hinschauen, auch auf das Kleingedruckte! Und schaut Euch Eure OB-Kandidatinnen und -Kandidaten ganz genau an! Nicht, dass Ihr wieder sagt: So wollten wir es doch gar nicht!

Viel zu tun

Schwerin hat noch eine ganze Menge zu erledigen. Ein geputztes und allabendlich beleuchtetes Schloss reicht nicht, wenn andere Straßenzüge düster bleiben. Eine restaurierte Schloßkirche und ein geputzter Dom mögen vielleicht selbst ernannte Christen beeindrucken, aber um zu glauben, bedarf es keiner Häuser und Paläste. Das meinte schon Jesus von Nazareth. Was gebraucht wird, ist jedoch eine Stadt, in der von Aufrichtigkeit, Toleranz, Verständnis, fairem Miteinander und Empathie nicht nur geredet wird, sondern diese Eigenschaften auch gelebt werden.

Da nutzt kein „MV tutet gut“, keine gestelzte Willkommenskultur, in der es nur um politische Korrektheit geht, und kein „Vielfalt statt Einfalt“-Gerede. Einfältig sind eher jene, die diese „Phrasologie“ ständig wiederholen und sich nicht bewußt sind, wie die „eigenen (politischen) Ansprüche“ zu realisieren sind.

Kann Schwerin (noch) mehr?!

Schwerin kann (noch) mehr, als es in den letzten 25 Jahren leistete. Ja, es ist viel erreicht worden – im Vergleich zu 1989/90. Allerdings nur baulich. Erbauliches in puncto Fairness und Mitgefühl?! Bis auf Ausnahmen – Fehlanzeige! Ein eigener Feldversuch brachte interessante Ergebnisse zustande – aus allen politischen Lagern, der evangelischen Kirche, den Gewerkschaften, Sozialverbänden und vielen „gemeinnützigen“ Vereinen… Jeder ist sich selbst der Nächste. Solidarität mit „mir“ selbst!

Schwerin hat ungemeines Potenzial

Dennoch: Schwerin hat Potenzial. Das Mecklenburgische Staatstheater etwa mit seinem beeindruckenden Musik-Theater und dem großartigen Ballett-Ensemble. Das Staatliche Museum mit seinen facettenreichen Ausstellungen. Der idyllische Zoo. Das TGZ mit seinen Start-ups. Das Konservatorium und dessen erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen. Die Schule der Künste. ATARAXIA. Die Fachhochschule des Mittelstandes. Die Design-Hochschule. Die Hochschule für Arbeitsverwaltung. Die traditionsreichen Sportvereine und deren ambitionierte Athletinnen und Athleten. Das Freilichtmuseum Schwerin-Mueß. Die Schleifmühle. Der Speicher. Das Capitol. Das Mega Movies. Nur ein paar Beispiele.

Es gibt zahlreiche erfolgreiche mittelständische Firmen, die Arbeitsplätze schaffen und das oftmals unter großen Risiken und Investitionen. Ohne großzügige staatliche Hilfen.

Viele Einrichtungen und Vereine versuchen, Kultur zu präsentieren, Bildung zu bieten, Abwechslung zu bescheren oder den sozialen Zusammenhalt zu fördern.

Schwerin wählt 2016. OB oder O weh?! Das ist hier die Frage! Noch einmal mit Angelika Gramkow oder doch „mit etwas Neuem“…

Eines steht fest – 2016 wird spannend, nicht nur wegen der olympischen Ringe in Rio!

Marko Michels

PS/Update (17.Juli/15.05 Uhr): Siehe auch Beitrag beim Portal SN-NEWS-GERMANY / www.sn-news.de/germany – „Neue Männer und Frauen braucht Schwerin!“ …)

 


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