Versucht, gescheitert, verzweifelt und doch noch gerettet
Eine kurze Story übers TrampenMeine Geschichte beginnt an einem Wochenende, ein Wochenende wie jedes andere. Man fährt mit Freunden zu anderen Freunden, verbringt einen netten Abend zusammen, mit allem was dazu gehört, Spiele für die Geselligkeit, ein wenig Alkohol für die Atmosphäre und viel Lachen.
Im Großen und Ganzen war es ein sehr schöner Abend unter Freunden.
Wir blieben über Nacht, vielmehr kann man sagen, dass wir in den frühen Morgenstunden beschlossen, zu bleiben.
Dann, einige Stunden später, Frühstück, frische Brötchen, Marmelade und Nutella. Noch ein paar Spiele als Tribut an den letzten Abend, dann Aufbruchsstimmung.
Geschäftiges Treiben, jeder sucht noch schnell seine sieben Sachen zusammen…
Ich ziehe mir meinen Mantel an und setzte meinen Hut auf.
Problem, ein Auto sechs Leute, na ja, dann muss ich halt Trampen. Lieber ich als einer der anderen, bin ja auch schon vorher solche Strecken getrampt, werd schon irgendwann nach Hause kommen, so wie immer.
Ok mach mich auf den Weg, schnell noch ein Pappschild besorgt und SN drauf geschrieben. Stehe nun an der Straße, verdammt kalt.
Irgendwann fahren meine Freunde an mir vorbei, sie winken und Hupen, ich hab nur grimmig geguckt.
Zum Glück musste ich nur ungefähr eine halbe Stunde warten dann hielt jemand an.
Mist nimmt mich nur bis zum nächsten Dorf mit.
Gut, steh jetzt an einer Bundesstraße sehe schon mehr Autos an mir vorbei fahren.
Bin jetzt schon eine Stunde hier immer noch keiner der Anhält. Fang langsam an zu zittern, verdammt kalt.
Ein Junge aus dem Dorf fährt auf seinem Fahrrad an mir vorbei und dreht eine Runde. Auf dem Rückweg ruft er mir vorbeifahrend zu: Würde mich ja ankotzen, wenn ich hier stehen müsste“. Ich antworte ihm: „Ja, tut es auch“. Darauf fällt ihm nichts mehr ein.
Irgendwann hält doch noch jemand an, ich steig ein, aber nur bis zur nächst größeren Stadt. Na ja wenigsten komm ich von da direkt nach Hause. Auf der Fahrt erzähl ich ihm von dem Dorfjungen, er lacht.
Dann steig ich aus. Geh direkt zur nächsten Tanke, erstmal einen Kaffe trinken.
Pech, hab kein Geld dabei.
Glück, kann mir ein größeres Pappschild besorgen.
Eine Zigarette später steh ich an der Ausfahrt, die direkt in meine Heimatstadt führt.
Es wird langsam dunkel, zum Trampen nicht so gut, aber na ja, jetzt bin ich ja schon hier.
Warte jetzt schon ne-´ Stunde, mittlerweile ist es vollkommen dunkel geworden, das einzige Licht, ist das der vorbei fahrenden Scheinwerfer.
Hab schon wieder angefangen zu zittern. Verdammt kalt.
Mist, fängt langsam an zu regnen.
Na ja, benutzte mein größeres Pappschild als Regenschirm.
Stehe jetzt schon ungefähr anderthalb Stunden hier, wenigstens hat es aufgehört zu regnen.Es hat immer noch keiner angehalten. Jemand erlaubte sich den Scherz und spielte das Stop-and-go-Spiel mit mir.
Konnte nicht drüber lachen.
Bekomme jetzt mittlerweile immer häufiger das gesammelte Wasser aus einer Fütze ab, durch die die Leute fahren.
Stehe jetzt schon zwei Stunden hier.
Kann meine Hände kaum noch bewegen und bin ziemlich durchnässt, hab noch nie so gefroren. Es hält immer noch keiner an. Sehe nur die Umrisse einiger Menschen in ihren Autos. Manche scheinen mich nur anzugaffen, andere zeigen auch mit Fingern auf mich. Woran das wohl liegt?
Hab aufgehört, auf die Uhr zu gucken.
Die Kälte ist kaum auszuhalten und die Nässe kommt den ganzen auch noch zu gute.
Hab aufgehört drüber nach zu denken ob überhaupt noch einer anhält.
Kann mich kaum noch bewegen, ist ziemlich kalt. Plötzlich ein Auto, nein es fährt doch nur vorbei. Doch…
Moment, er hält an!
Sammle meine letzten Kräfte und laufe zum Auto. Rettung in letzter Sekunde, wer der Anhalter wohl ist? Vielleicht eine nette alte Dame die Mitleid mit mir hat, oder vielleicht doch noch eine Familie, die Erbarmen zeigt und mich nicht alleine in der Dunkelheit, der Kälte und im Regen stehen lassen wollte. Ich erreiche das Auto, öffne die Tür und steig ein.
Ein Typ mit einer Glatze sitzt drin. Er erzählt mir er wohne in einer Plattenbausiedlung und mache gerade eine Ausbildung bei Subways, er bietet mir noch eine Zigarette an (in dem Moment fast so gut wie Sex).
Erleichtert sitze ich im Auto rauch meine Zigarette und fahre nach Hause.
Die Unbarmherzigkeit und fehlende Hilfe in der Not vergessen, komme ich ein bisschen unterkühlt aber sichtlich zufrieden zu hause an und das nur dank eines nicht vor Furcht, Egoismus und Arroganz verblendeten Menschen.