Wie ehrlich ist der Sport?!
Nachgefragt bei Snowboard-Ass Isabella Laböck
Erst kam der Neujahrskater 2015. Dazwischen gab es viele Ereignisse in Politik, Kultur, Wirtschaft, Gesellschaft und Sport, erfreuliche, traurige oder bewegende. Aber nun ist es schon wieder so weit. Erst kommt der Nikolaus, dann der Weihnachtsmann und letztendlich der Silvesterkarpfen – und schon ist 2015 Geschichte.
Im Sport gab es große Sieger und große Verlierer, aber alles Gold, Silber und Bronze dieser Welt ist nichts – gegen Frieden, Toleranz, Mitmenschlichkeit und Aufrichtigkeit.
Eine die goldene Momente und tieftraurige Augenblicke in der Vergangenheit oft erlebte, ist Snowboarderin Isabella Laböck aus Prien am Chiemsee, Jahrgang 1986, Verein: Skiclub Rosenheim, die mitunter sogar in der mecklenburgischen Skihalle in Wittenburg trainiert…
Nachgefragt bei Isabella über Ihr sportliches und persönliches Jahr 2015
„Mein persönliches Sofortprogramm – das wäre Ehrlichkeit…“
Frage: Was ist für Dich das Faszinierende am Snowboard fahren… Was macht für Dich überhaupt der Reiz an dieser Sportart aus?
Isabella Laböck: Es klingt vielleicht ein wenig kitschig, aber es ist ein Stück weit das Gefühl von Freiheit, sich einfach komplett gehen lassen zu können und sich in jedem Schwung neu zu verwirklichen, in dem man seine unverwechselbare „Handschrift“ im Schnee hinterlässt .
Frage: Was waren für Dich ansonsten – jenseits der Skipisten – die Sport-Höhepunkte des Jahres 2015? Wer sind Deine Sportler des vorolympischen Jahres?
Isabella Laböck: Hm… Offen gesagt… Da kann ich jetzt gerade spontan nix dazu sagen, weil ich den ganzen Sommer mit meiner Reha beschäftigt war und mich voll und ganz auf mich konzentriert habe.
Frage: Das vergangene Jahr bot zahlreiche freudige, traurige und nachdenkliche Momente. Welche Ereignisse bewegten Dich?
Isabella Laböck: In erster Linie war da natürlich mein persönliches Schicksal – mit meiner schweren Verletzung am Sprunggelenk, welche ich mir beim Heim-Weltcup am Sudelfeld zugezogen hatte.
Sehr traurig war ich über Selinas viertem Platz bei der Weltmeisterschaft im Lachtal. Sie mußte nun schon zum zweiten Mal diesen undankbaren vierten Platz bei einem Großereignis belegen musste. Ich wünsche mir sehr, dass sie noch ihre Chance bekommen wird und sich eine Medaille schnappt. Aber diesbezüglich habe ich keinerlei Bedenken.
(Anmerkung: Selina Jörg, Jahrgang 1988, ist die Freundin von Isabella Laböck, auch eine begnadete Snowboarderin, die schon bei den Junioren-WM 2008 Gold erkämpfte und bei den Winter-Universiaden, den Weltspielen im Studentensport, 2011 Gold, 2013 Bronze und 2015 Silber errang.)
Frage: Deutschland kann anmutig, liebevoll sein – oder auch kratzbürstig… Was liebst Du an „Old Germany“? An welchen „Stellen“ sagst Du: Hey, das müßte geändert werden…
Isabella Laböck: Spontan… Deutschland ist zu bürokratisch. Am Ende kommen wir mit all unseren Gesetzen irgendwann keinen Schritt mehr vorwärts oder rückwärts.
Frage: Angenommen Du wärst für einen Monat Bundeskanzlerin… Wie würde Dein Sofortprogramm aussehen?
Isabella Laböck: Puh! Gar nicht so einfach, da man, so glaube ich, als Bürger viel zu wenig mitbekommt, wer eigentlich am Ende etwas entscheidet und welche Interessen dahinter stecken…
Aber mein persönliches Sofortprogramm – das wäre „Ehrlichkeit“. Endlich einmal Ehrlichkeit und die Wahrheit zu erfahren und nicht immer für dumm verkauft zu werden! Ich will Interessen für uns Menschen vertreten wissen und keine Interessenvertretung von Lobbyisten…
Frage: Die Flüchtlingsproblematik ist das Thema des Jahres… Warum klappt das Miteinander in einem Sport-Team, während es im täglichen Leben exorbitante Probleme gibt? Wie ist da Deine Meinung?
Isabella Laböck: Für mich ist Sport wirklich der beste Weg für Integration. Im Sport interessiert einfach keine Hautfarbe und keine Nationalität. Alle kämpfen für ein Ziel und sind ein Team und trotzdem ist jede bzw. jeder individuell für sich, aber ohne den Zusammenhalt geht es nicht. Und sehr schnell lernt man so auch auf spielerische Art und Weise andere Kulturen und Sprachen kennen.
Sport ist für mich die größte Chance und Möglichkeit, Kulturen friedlich zu vereinen. Das sollte viel mehr genutzt werden.
Letzte Frage: Was wünscht Du Dir vom olympischen 2016? Persönlich (Auch wenn Olympia für Euch Wintersportler erst 2018 aktuell ist!), sportlich und allgemein…
Isabella Laböck: Ich wünsche mir, dass die Olympia-Mannschaft für 2016 wieder die Herzen der Deutschen für den Sport entflammen und eine ganze Nation erneut mit fiebern, jubeln und staunen lässt.
Sport sollte jede bzw. jeden mitreißen sowie begeistern und am wichtigsten: Sport lebt durch Sportler und sollte nicht von Funktionären, die zumeist leider sehr wenig mit Sport an sich „am Hut haben“, kaputt gemacht werden.
Die Leidenschaft für den Sport sollte zudem definitiv über dem Profit Einzelner, deren Gier nie gestillt werden kann, stehen.
Vielen Dank, Isabella! Eine schöne, friedvolle Weihnachtszeit, einen optimalen Jahreswechsel 2015/16 und alles erdenklich Gute für Dich – persönlich, sportlich und beruflich!
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Rückblende: Isabella und die Snowboard-Weltmeisterschaften 2013
Wintersport und Deutschland. Da denkt man oft an die alpinen Ski-Damen um die Olympiasiegerinnen Maria Höfl-Riesch oder Viktoria Rebensburg. Da erinnert man sich außerdem gern an den großartigen olympischen Teamsprint-Erfolg der Ski-Langläuferinnen Evi Sachenbacher sowie Claudia Nystad in Vancouver 2010.
Da fallen natürlich spontan die deutschen Schlittensportlerinnen und Schlittensportler ein – die Rodlerinnen Natalie Geisenberger oder Tatjana Hüfner, Rodel-Kollege Felix Loch, die Skeleton-Asse Anja Huber Frank Rommel oder an Bob-Helden, wie Francesco Friedrich.
… Oder an das frühere Eiskunstlauf-Paar Aljona Sawtschenko/Robin Szolkowy, die Biathletinnen um Miriam Gössner. Oder nicht zu vergessen: Auch die Nordischen Kombinierten um Eric Frenzel & Co, die Eishockey-Cracks und die Curlerinnen um Stella Heiß.
Das Snowboarden im WM-Blick 2013
Die trendigen Snowboarderinnen und Snowboarder werden hingegen leider viel zu oft vergessen und ziemlich am Rande behandelt. Obwohl sie auch oder ganz besonders hochklassigen Sport präsentieren, ungemein leistungsbereit und so sympathisch bzw. bodenständig sind.
Ihnen wird sich oftmals nur zugewandt, wenn es Gold zu feiern gibt. So ist es auch anno 2013 wieder einmal. Eine junge Bajuwarin, Isabella Laböck, Jahrgang 1986, eroberte im kanadischen Stoneham-et-Tewkesbury die Snowboard-Welt, siegte im Parallel-Riesen-Slalom und bewies, dass sich nie endender Kampfgeist bzw. Siegeswille am Ende durchsetzen. Man darf sich nur nie aufgeben und sollte auch in extrem widrigen bzw. in extrem traurigen Zeiten nie verzagen.
Eine echte Kämpferin und eine begnadete Sportlerin – Isabella Lab�ck
Auch dafür steht Isabella Laböck. Vor 15 Jahren musste sie mit ihrem Bruder Dominik die Brandkatastrophe am österreichischen Kitzsteinhorn miterleben und vor 12 Jahren verlor sie ihren älteren Bruder Dominik, der sie als Sechsjährige zum Snowboarden animierte, bei einem schweren Verkehrsunfall.
Ihrem älteren Bruder, der sie einst zu ihrem Sport, dem Snowboarden, führte und ohne den Isabella damit auch nicht Weltmeisterin geworden wäre, widmete sie ihren Gold-Erfolg 2013. Diese Widmung – vielleicht ein noch größerer Moment als der Triumph in Kanada selbst.
Und es ist nicht so, dass mit Isabella eine junge Sportlerin kam, sah und siegte. Nein, dieser Erfolg ist gerade auch ein Produkt nicht nur großen Talentes, sondern auch harter Arbeit. Trainingsfleiß und Hingabe zum Sport sind ebenso gefragt, was häufig bei derartigen großen Erfolgen, wie bei jenem nun von Isabella, vergessen wird.
Großartig auch das „Comeback“ von Amelie Kober, unter anderem Olympia-Zweite von 2006… Â Schon beim Weltcup in Bad Gastein als Erste super dabei, wurden es für Amelie nun bei den WM jeweils Bronze-Medaillen im Parallel-Riesenslalom und im Parallel-Slalom.
Die WM im Snowboarden 2013
Überhaupt wurde bei den WM in Stoneham-et-Tewkesbury deutlich, wie beliebt das Snowboarden weltweit ist. 15 Nationen gewannen in den 11 Disziplinen bei Männern und Frauen Edelmetall, neun Länder erkämpften eine oder mehrere Goldmedaillen.
Am erfolgreichsten war letztendlich Gastgeber Kanada mit 2 x Gold, 2 x Silber vor Finnland mit 2 x Gold, 2 x Bronze und Österreich mit jeweils 1 x Gold, Silber, Bronze. Dank Isabella und Amelie holte „Team Germany“ 1 x Gold und 2 x Bronze.
Im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi bewies auch das russische Team Erfolgsqualitäten – Jekaterina Tudegeschewa holte sich Gold im Parallel-Slalom.
Und auch „Down Under“ zeigte sich in Gold-Laune. Alex Pulli gewann den „Snowboard Cross“. Und „die Ahornblätter“ jubelten über ihre Spencer O`Brien im „Slopestyle“ und Maelle Ricker im „Snowboard Cross“.
Der erfolgreichste Snowboarder bei den WM`13 war jedoch der Finne Roope Tonteri – mit Platz eins jeweils im „Big Air“ und im „Slopestyle“.
Ja, Snowboarden ist global trendy!
Schön, dass Deutschland mit Isabella Laböck und Amelie Kober (und auch Selina Jörg) daran so großen Anteil hat.
Weitere Infos zu Isabella Laböck gibt es unter: www.isabella-laboeck.com .
Marko Michels
Foto: Isabella Laböck, die weltmeisterliche Snowboarderin, die auch bei Winter-Olympia 2010 und 2014 startete. (Aufnahme: Snowboard Verband Deutschland)