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Schwerin – (k)eine Stadt zum Leben?!

Das Schönreden hat endlich einmal ein Ende …

Wie das Nachrichten-Magazin FOCUS in seiner Ausgabe vom 23.Mai 2015 mitteilt, lebt es sich zurzeit – bezogen auf Deutschland – am angenehmsten im Süden des seit 25 Jahren wieder vereinten Mutter- und Vaterlandes.

„Wo man in Deutschland am besten lebt“ titelt dazu der FOCUS. Fundiert untersucht wurden für die 402 deutschen Kreise bzw. kreisfreien Städte die Bereiche „Wachstum und Jobs“, „Firmengründungen“, „Produktivität und Standortkosten“ sowie „Einkommen und Attraktivität“.

M-V – weit hinten…

Mecklenburg-Vorpommern schneidet dabei insgesamt alles andere als gut ab. Der Landkreis Rostock erreichte mit dem Gesamt-Rang 270 noch das beste Ergebnis im Nordosten. Schwerin landete gar nur auf Platz 358 und der Landkreis Vorpommern-Greifswald sogar nur auf Platz 400.

Für die Landeshauptstadt M-V wurden folgende Einzelergebnisse ermittelt: Rang 290 bei „Wachstum und Jobs“, Rang 254 bei „Firmengründungen“, das ist zumindest ein Hoffnungsschimmer, Platz 389 bei „Produktivität und Standortkosten“ und Platz 334 bei „Einkommen und Attraktivität“.

Wo sind die „Vorzüge“?!

Es reicht eben nicht – und das gilt nicht nur für Schwerin, sondern für ganz M-V – gebetsmühlenartig die angeblichen und durchaus realen Vorzüge, wie die Ostsee, blaue Seen, grüne Wälder, viele Herrenhäuser oder Schlösser, zu nennen, wenn es in anderen Bereichen extrem hapert: Das betrifft den Arbeitsmarkt, eine wirklich perspektivische Förderung des Mittelstandes, das Bildungswesen, die Infrastruktur (Stichwort „Internet-Geschwindigkeit“!) sowie die allgemeine Förder- und Sozialpolitik.

Was ist M-V?!

Natürlich M-V ist ein Sportland, ein Kulturland, ein Land mit viel Natur. Nur: Sind Bayern, Sachsen oder Baden-Württemberg etwa keine Sport- und Kulturländer, haben diese nicht auch eine einzigartige Natur-Landschaft?!

Wer zu irgendwelchen Messen ständig Strandkörbe mitnimmt, Golfanlagen in damit doch „berührter“ Natur anpreist und nach der Devise agiert, dass M-V gut „tutet“, der sollte nicht in Sachen MV-PR unterwegs sein, nein, derjenige ist eher ein Fall für die Feuerwehr.

Beliebtes M-V

Ja, M-V ist zu Recht ein beliebtes Urlaubsland – trotz des gegenwärtigen Marketings! Ja, M-V ist ein ungemein traditionsreiches Land, das großartige Persönlichkeiten hervor brachte und hervor bringt, aber oftmals sind das nicht diejenigen, die von der hiesigen Sekundärpresse und den politischen Lobbyisten „hoch gejazzt“ werden!

Wer weiß schon, dass die maßgeblichen Mitbegründer der parteinahen „Ostbüros“, also der gesamtdeutschen Widerstandsbewegungen gegen das stalinistische Regime in der DDR, aus M-V kamen?! Genau! Kaum jemand. Warum? Weil man ein vitales Interesse daran hat, das „Bild vom bräsigen Mecklenburger bzw. Vorpommer“ zu erhalten. Das suggeriert: Hier in M-V ist es „mega-ruhig“, die Leute lassen sich leicht übertölpeln (Gehalt) und sind hörig (gegenüber der staatlichen Obrigkeit).

M-V als „Greisen- und Beamten-Land“?!

Das verwundert kaum, kommen doch die politischen und gesellschaftlichen „Strippenzieher“ zumeist aus dem deutschen Westteil. M-V wird nicht als Technologie- oder Industrie-Land benötigt, sondern als „Land der Rollatoren“, als „Land der besagten Strandkörbe“ und als „Land der Kliniken“. Kurzum: M-V soll allein „Tourismus- und Gesundheitsland“ sein. Nichts dagegen! Nur allein als Tourismus- und Gesundheitsstandort sowie als letzte Ruhestätte – vor dem endgültigen Abgang – von reichen Pensionären hat M-V keine Zukunftschance.

M-V ist doch so viel mehr. Es gibt traditionsreiche Universitäten und Hochschulen, wie in Rostock, Greifswald, Wismar, Stralsund oder Neubrandenburg. Es gibt neu gegründete Bildungsstätten, wie die Design-Hochschule in Schwerin oder die Fachhochschule des Mittelstandes ebenfalls in Schwerin. Nicht zu vergessen das Technologie- und Gewebezentrum Schwerin-Wismar sowie einige namhafte Institute! – Nur: Warum werden Fördermittel für wissenschaftliche Institutionen so spärlich verteilt, während der schnöde Mammon für „genehme“ politische Initiativen doch (?) unproblematisch erhältlich ist… (Devise: „Wissen ist Macht, nichts zu wissen, macht nichts! Ein dummes Volk lässt sich leichter regieren!“)

Die Theater-Landschaft ist über Jahrhunderte gewachsen. – Nur: Was macht man daraus, blickt man auf die aktuellen unerfreulichen Entwicklungen in Rostock und in Schwerin… (Vor allem: Was wird aus dem innovativen Schweriner Ballett und der Schauspiel-Sparte?!)

Seit 1908 nehmen Athletinnen und Athleten mit „M-V-Background“ regelmäßig an Olympischen Spielen teil. – Nur: Warum wird ein fußballsportlicher Dritt-Ligist, der fast in Liga vier abstieg, politisch noch immer gelobhudelt, während sportliche Leistungsträger darben müssen?!

Zahlreiche Innovationen und Erfinder stammen aus M-V. Und attraktive, leistungsstarke Frauen – man denke nur an Annett Möller, Kinga Peters, Ulrike Borowski, Bianca Hamann oder Reingard Hagemann-Backhaus – gibt es in M-V wie „Sand am Ostsee-Strand“. – Nur: Diese Dinge sind unseren „PR-Profis“ nur am Rande wichtig…

Triste Amtsstuben und „Vitamin B“

Schaut man zusätzlich in die Amtsstuben der politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Bürokratinnen und Bürokraten, bietet sich außerdem etwas anderes – wieder „ein Bild“, aber eines „des Grauens“.

Warum werden oftmals Posten und „Pöstchen“ nach „Vitamin B“, „nach Parteibuch“ oder „nach guten Kontakten“ vergeben?! Sicher, das gibt es auch „im Westen“, aber dort achtet man doch – zumindest mehrheitlich – darauf, dass auch einigermaßen geeignete Kandidatinnen und Kandidaten die entsprechenden Positionen erhalten. Hier im Nordosten gilt: „Hauptsache, die Gesinnung stimmt!“. Grips, Charakter und empathisches Auftreten sind nur zweit- oder drittrangig.

Wie weiter?!

Und diese „Führungskräfte“ schönen dann die Statistiken und damit ihre „Arbeit“ – damit M-V zumindest nach den „eigenen Zahlen“ schön da steht. Mit Realität, mit Zukunftsperspektive und mit Weitsicht hat das aber alles rein gar nichts zu tun. Da mögen dann die Arbeitslosenzahlen offiziell zurück gehen, auch wenn sie inoffiziell steigen. Und ähnlich ist es mit „Mindestlohn“, dem neu geplanten „Prostituierten-Gesetz“, mit der „Frauen-Quote“, mit neuen Förderinitiativen für schwer behinderte Arbeitnehmer, usw., usw., usw.. Alles hört sich zunächst „gut“ an, schaut man genauer hin, weiß man: Das hat eine oder einer entworfen, der keine Kenntnis der Realität besitzt.

Und daran mangelt es augenscheinlich in Schwerin und in M-V – an Menschen, die an den „Schalthebeln“ sitzen und dazu gehörige Portionen Mut, Grips sowie Charakter besitzen. Die letztgenannten Menschen – also jene mit Geist und Engagement – gibt es jedoch hierzulande durchaus sehr zahlreich, aber unsere „Parteibuch-Soldaten“ sorgen dafür, dass diese nicht an die „Schalthebel“ kommen. Würde das nämlich passieren, dann wären diese „Partei-Soldatinnen“ und „Partei-Soldaten“ auf dem „Abstellgleis“ – und Schwerin wie M-V hätten eine echte Zukunftschance…

Wie meinte schon der große Karl Kraus zum Thema „Politik“ richtigerweise: „Die bloße Mahnung an die Richter und Politik, nach bestem Wissen und Gewissen zu urteilen (handeln), genügt nicht. Es müßten auch Vorschriften erlassen werden, wie klein das Wissen und wie groß das Gewissen sein darf.“

Aber vielleicht ändert sich bald alles „zum Besseren“ und Schwerin erreicht im nächsten FOCUS-Ranking eine Top Ten-Platzierung in puncto Lebensqualität, Wirtschaftswachstum und soziale Lage…

Marko Michels

 


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