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Hoffentlich nicht einseitig: Schwerin, der Film und die Kunst 2018

Eine große cineastische Tradition in Schwerin und in ganz M-V

Die Landeshauptstadt M-V und das Filmkunstfest bilden seit 27 Jahren eine Symbiose. Es avancierte mittlerweile zum beliebtesten Filmfestival der neuen Bundesländer.

140 Filme 2018

In diesem Jahr (1.Mai – 6.Mai) werden nun 140 Filme der verschiedensten Sparten präsentiert. Gastland ist 2018 Georgien mit 25 Produktionen. Den Ehrenpreis, den „Goldenen Ochsen“, erhält Henry Hübchen, der nicht nur ein exzellenter Schauspieler ist, sondern auch zweifacher DDR-Meister (1981 bzw. 1982) im Brettsegeln war – so nannte man damals im Osten Deutschlands das Windsurfen, um sich vom sportiven „Klassenfeind“ im Westen „sportsprachlich“ abzugrenzen.

Ein kulturelles Rahmenprogramm mit Konzerten, Lesungen und Ausstellungen wird dabei den Kunst-Charakter des Festivals auch 2018  unterstreichen.

Muß man ein Fan des FKF sein?

Nicht jeder ist aber unbedingt ein Fan des Filmkunstfestes. Mitunter werden ganz einfach Filme gezeigt, die eine Realität wieder geben, die oft mit einem bestimmten Weltbild der jeweiligen Regisseure „im Einklang“ steht. Es wird dabei oftmals nicht gezeigt, was ist, sondern gezeigt, wie der gemeine Zuschauer die Welt zu sehen habe.

Es ist dieser belehrende Unterton, der bei einigen (anspruchsvollen?) Filmen der jeweiligen Filmkunstfeste nervte, als ob der gemeine Zuschauer nicht selbst seine Meinung bilden könne. Ein einseitiger Blick auf die Welt, einseitige Perspektiven, ganz gleich von welcher (politischen) Richtung, verengen jedoch Geist und Kreativität.

Es wäre schade, wenn bestimmte Themen nur eine bestimmte „message“ vermitteln sollten. Die Welt ist eben nicht „schwarz“ oder „weiß“ und die vermeintlich Guten sind nicht immer gut und die vermeintlich Bösen nicht immer böse. Im realen Leben vertauschen diese oftmals die Rollen.

Schwerin – das hat Schauspiel-Historie…

Schwerin und die Filme sowie Schwerin und das Schauspiel. Das hat nicht nur wegen des noch jungen Filmkunstfestes und des Mecklenburgischen Staatstheaters, das 1886 als Großherzogliches Hoftheater am Alten Garten entstand, eine große Tradition. Bereits vor 265 Jahren, 1753, begründete Conrad Ekhof im angeblich so verschlafenen Schwerin die erste deutsche Theater-Akademie.

Lichtspieltheater und Kinos in Schwerin und in M-V – Etappen einer Entwicklung

Und „die schauspielerisch-cineastische Historie“  spricht ohnehin für sich, für Schwerin und M-V: In Schwerin eröffnete, beispielsweise, das Lichtspieltheater CAPITOL 1936; vorher war dort dessen „Keimzelle”, die „Tonhalle” – damals eine etablierte kulturelle Einrichtung der mecklenburgischen Landesmetropole. Seit dem Jahr 1912 fand in der mecklenburgischen „Landesmetropole“ bereits das „Kinematografische Theater“ (später „Apollo-Lichtspiele“, seit 1929 „Schauburg“) interessierte Besucher.

Auch, unter anderem, in den Hansestädten Greifswald, Wismar und Rostock wurde stets „großes Kino“ geboten. Im Oktober 1908 gab es in Greifswald, wo demnächst das nordeuropäische Musik- und Kulturfestival „Nordischer Klang“ stattfindet, die erste Kino-Einrichtung.

Wismar, heutiger Sitz des Filmbüros M-V, hat ebenfalls eine beeindruckende cineastische Entwicklung hinter sich. Von 1911 bis 1913 gab es im heute nicht mehr existierenden Gebäude „Hinter dem Rathaus 13″ in Wismar ebenfalls bereits ein Kino, den „alten Weltspiegel”. Kurze Zeit später zog das Kino dann einige Meter weiter um, in die damalige Altwismarstrasse 21. Dieses Gebäude mit einem Jugendstilgiebel wurde der neue „Weltspiegel”, der offiziell ab 1914 – erste Filmvorführungen erfolgten schon 1913 – bis 1995 als Lichtspieltheater bzw. Kino in Wismar genutzt wurde.

Rostock hat nicht zuletzt eine große Tradition in puncto Lichtspieltheater und Kinos. Vor 111 Jahren, 1907, wurde in der Hanse- und Universitätsstadt mit dem Apollo-Saal in der Gaststätte „Zur Sonne“ das erste feste „Kino“ Rostocks etabliert. Großer cineastischer Beliebtheit erfreuten sich dort zudem das Filmtheater Metropol (1911), das Palast-Theater (später Theater des Friedens, 1914), das Union-Theater (1914), die Hansa-Lichtspiele (später Hansa-Filmpalast, 1937) oder das Capitol (1938).

Wismar und Rostock waren beispielsweise auch Drehorte von Friedrich Wilhelm Murnaus berühmten Film „Nosferatu – Sinfonie des Grauens“ 1921, der dann 1922 seine Premiere feierte.

Hochburg des Kinos – M-V

Ja, Mecklenburg und Vorpommern ist eben eine Hochburg der Lichtspieltheater, Kinos und Filmproduktionen und an diese wurde „so richtig“  auch nach der Wende 1989/90 in M-V angeknüpft.

Neben dem  Filmkunstfest in Schwerin seit 1991 und wurde 2007 das erste Filmfest in Wismar, das an die Tradition der Dokumentarfilmwerkstatt „Drehort OstWestDeutschland” anknüpft, veranstaltet.

Daneben gab und gibt es aber noch weitere Filmfeste zu speziellen Themen in M-V, wie zum Beispiel die Klein Jasedower Filmtage, das Darßer Naturfilmfestival, „FiSH”, das Festival im Stadthafen Rostock, das Filmfest Wismar mit dem KInderfilmfest „Nautilus“, das Neubrandenburger Filmfestival „dokumentART“ oder das Festival „der NEUE HEIMAT film” in Burg Klempenow.

Marko Michels


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