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Fleißig wie die Bienchen?!

Nachgefragt bei Petra Friedrich, Pressesprecherin des Deutschen Imkerbundes

Am Bienenstand im Dorfschullehrergarten im Freilichtmuseum Schwerin-Mueß. Foto: Uta Hofmann/Freilichtmuseum Schwerin-Mueß

Wie fleißig unsere Politiker sind, wissen wir zur Genüge… Sicher nicht so fleißig wie die Bienchen! Aber wie fleißig sind unsere Bienen in M-V eigentlich? Wie fleißig können diese noch sein… Immer mehr Bienenvölker sterben aus, immer mehr Imkerinnen und Imker setzen sich zur Ruhe. Wird es in Schwerin, ja in ganz Deutschland bald weder Bienen noch Imker geben?

Wie ist nun die genaue Lage in puncto Bienen?

Nachgefragt bei der Pressesprecherin des Deutschen Imkerbundes, Petra Friedrich

Petra Friedrich zur Lage der Bienen-Völker in Deutschland, das vermeintliche Bienen-Sterben und die Anzahl der Imker in Deutschland

„Derzeit bestehen keine Nachwuchssorgen, im Gegenteil…“

Frage: Stand Mai 2018… Wie ist die Lage der Bienen-Völker in Deutschland? Wie sehen deren Zukunftsperspektiven aus? Und wie viele aktive Imkerinnen und Imker gibt es deutschlandweit noch?

Petra Friedrich: Derzeit gibt es in Deutschland rund 130.000 Imkereien, die circa 870.000 Bienenvölker halten. Seit 2007 hat sich hierzulande ein regelrechter Imker-Boom entwickelt, Tendenz weiter steigend. Dadurch gibt es natürlich auch mehr Bienenvölker als vor zehn Jahren. Diese Entwicklung freut uns sehr.

Frage: Woran liegt es, dass laut Medienberichten immer mehr Bienen-Völker sterben? Was sind die Ursachen?

Im Rahmen des Mellifera-Ausbildungsverbundes findet im Freilichtmuseum Schwerin-Mueß ein Kurs zur wesensgemäßen Bienenhaltung statt. Kursleiter „am Rähmchen“ ist Dr. Mirko Lunau. Foto: Volker Janke/Freilichtmuseum Schwerin-Mueß

Petra Friedrich: Das kann ich statistisch nicht bestätigen. Bis 2007 ging die Zahl der Bienenvölker immer weiter zurück. Das lag in erster Linie am „Imkersterben“.

Heute haben wir aber einen positiven Trend nach oben, wobei die Imkereien im Durchschnitt immer weniger Völker halten. Aber es gibt natürlich auch Probleme bei Honigbienen. Erst im letzten Winter sind wieder 17 Prozent des Gesamtbestandes gestorben.

Das liegt an unterschiedlichen Faktoren: Hauptursache ist der Befall der Völker mit der Varroamilbe und die Übertragung von Virenerkrankungen durch diesen Parasiten. Weitere wichtige Einflussfaktoren sind die besonders in den Sommermonaten schlechte Versorgung mit nektar- und pollenreicher Nahrung sowie der Einfluss von chemischen Pflanzenschutzmitteln.

Bei Honigbienen kann der Imker eingreifen, wenn es Probleme gibt. Dies ist bei Wildbienen nur begrenzt machbar. Und so trifft auf Wildbienen wirklich der Begriff des „Bienensterbens“ zu, denn circa die Hälfte aller in Deutschland registrierten Arten (circa 560) sind bedroht oder ausgestorben.

Frage: Dann gibt es, wie angesprochen, bei den Imkerinnen und Imkern keinen  „Fachkräftemangel“ und „Nachwuchssorgen“?

Petra Friedrich: Derzeit bestehen keine Nachwuchssorgen, im Gegenteil. Die Imkervereine können teilweise kaum die Nachfrage bewältigen. Wir wollen jedoch, dass jeder Interessierte zuerst einen Kurs absolviert, ehe er sich Bienen anschafft.

Auch die Zahl der Azubis, die eine Ausbildung zum Tierwirt, Fachrichtung Imkerei, anstreben, wächst stetig. Den Weg zur Berufsimkerei schlagen also auch immer mehr Menschen ein, wobei die Zahl derjenigen im Verhältnis zu den Freizeit- und Nebenerwerbs-Imkereien in Deutschland immer noch sehr gering ist und unter einem Prozent liegt.

Frage: Welche Regionen in Deutschland sind eigentlich noch Hochburgen der Bienen und Imker? Gehört M-V dazu?

Petra Friedrich: Bundesweit steigt die Zahl der Imkereien, wobei ein Drittel aller Imker in Süddeutschland zu finden ist. Unter http://deutscherimkerbund.de/171-Die_Imker_Landesverbaende findet man die Zahlen im Detail.

Mecklenburg-Vorpommern muss dahingehend positiv erwähnt werden, weil es seit Jahren der einzige Landesverband ist, in welchem die Imker noch durchschnittlich über zehn Völker halten. (bundesweit 6,9 / Stand 31.12.2017!)

Zu Hochburgen haben sich in den letzten Jahren auch die Großstädte, wie Berlin oder Hamburg, entwickelt. Jedoch ist unsere anfängliche Euphorie, was die Stadtimkerei betrifft, etwas gewichen, denn die entstandene hohe Bienendichte in den dicht besiedelten Großstädten hat mehrere Nachteile: hohe Ansteckungsgefahr durch Bienenkrankheiten, gerichtliche Auseinandersetzungen (Abschaffung der Bienen) und Nahrungsmangel in schlechten Trachtjahren.

Letzte Frage: Welches ist nun der beste Honig – Lindenblüte, Raps, Waldblumen, Sonnenblumen, etc.?

Petra Friedrich: Es gibt nicht „den“ besten Honig, denn es ist eine Geschmacksfrage. Der Honig sollte auf alle Fälle aus der Region kommen, denn dieser hat keine langen Transportwege hinter sich, enthält also alle wertvollen Inhaltsstoffe und wird direkt aus der Wabe ins Glas abgefüllt. Da Deutschland eine sehr vielfältige Landschaft aufweist, ist auch die Honigsortenvielfalt groß.

Vielen Dank und weiterhin bestes Engagement für die Imkerinnen und Imker in Deutschland!


Grundsätzliches zum Thema von Petra Friedrich: „Wichtig ist uns, dass nicht jeder Imker werden muss, um Bienen zu helfen. Vielmehr sollte man auf ein bienenfreundliches Wohnumfeld achten. Das heißt: Die Bepflanzung des Gartens, Balkons oder der Terrasse sollte so gewählt werden, dass Wild- und Honigbienen vom zeitigen Frühjahr bis zum Herbst immer Pollen und Nektar finden können. Auch sollte auf chemischen Pflanzenschutz verzichtet und Nistmöglichkeiten für Wildbienen geschaffen werden.“

M.Michels


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