Ein Facelifting für ganz Schwerin?!
Nachgefragt bei einer Expertin für Attraktivitäten
„Schwerin – (k)eine Stadt zum Leben?!“, so lautet ein Beitrag hier im „Schwerin-Blog“, der am 25.Mai 2015 erschienen ist. Es ging und geht um die schönen, aber auch weniger schönen Seiten Schwerins. Einige stimmten den dortigen Anmerkungen zu, andere hielten diese für übertrieben. Ja, ein Mensch – zwei Meinungen, eine Frau – sogar drei Meinungen…
Aber ernsthaft: Vieles „läuft“ zurzeit in Schwerin nicht „rund“, denkt man nur um die aktuellen (Personal-)Diskussionen am Mecklenburgischen Staatstheater, an die vielen sanierungsbedürftigen Gebäude insbesondere im Innenstadt-Bereich (Stichwort „Goethestrasse“) und an fehlende, wirklich gut dotierte Jobs.
Schwerin zwischen Schönheit und Defiziten
Jedoch: Es gibt natürlich auch viel Positives. Da sind die „Startups“ im Technologie- und Gewerbezentrum, da sind die klasse Ballett-Vorstellungen zwischen Klassik und Rammstein, da sind die sportlichen Erfolge der SSC-Volleyballerinnen, der VfL-Sportakrobatinnen, im Boxsport dank Jürgen Brähmer oder Sarah Scheurich, die ambitionierten Handball-Team von den grün-weißen Frauen bis zu den Mecklenburger Stieren oder die Drachenboot-Enthusiasten u.vm., da gibt es zahlreiche mittelständische Erfolgsunternehmen a la „Miss Törtchen“, die liebevollen Bars bzw. Restaurants , die vielseitigen kulturellen Angebote zwischen Speicher sowie Sport- und Kongreßhalle und nicht zuletzt die reizvolle Natur in und um Schwerin.
Es gibt traditionsreiche Sportevents, wie das „Drachenbootfestival“ auf dem Pfaffenteich, den Schloss-Triathlon, den Fünf-Seen-Lauf, die Tennis-Turniere des STC von 1908 oder das Schloss-Schwimmen.
Auch „Stars“ aus Politik, Film, Literatur, Kunst oder Musik sind gern hier, so zuletzt Schauspielerin Heike Makatsch als Jury-Mitglied beim Filmkunstfest, Schauspieler Hardy Krüger im Rahmen seines Projektes „Gemeinsam gegen rechte Gewalt“ oder bald Sängerin Nena (am 4.Juli auf der Freilichtbühne).
Und: Schwerinerinnen und Schweriner sind ziemlich innovativ und findig. Wie man gekonnt (technische) Vergangenheit mit der (technologischen ) Gegenwart und Zukunft verbindet, zeigt eine Schweriner Autowerkstatt. In dieser werden seit Sommer 2014 alte DDR-Trabis zu Elektro-Fahrzeugen umgebaut.
Allerdings: Es bleibt dabei… Schwerin nutzt das vorhandene Potenzial ungenügend, was nicht zwangsläufig an den politischen Stadtoberen liegt.
Die Diskussion um die vorhandene oder nicht vorhandene Attraktivität Schwerins geht also weiter…
Zur Beantwortung dieser Attraktivitätsfrage muß daher eine Expertin oder ein Experte ran!
Nachgefragt bei einer Fachfrau für die Lösung von attraktiven Problemen
Eine junge Frau, die sich in puncto Schönheit auskennt, ist die junge Kosmetikerin und zweifache Mutter Angela Iovu, die an der Friedenstrasse 22 den Schönheitssalon „Celeste“ betreibt…
A.Iovu über ihre Schwerin-Erfahrungen, Schönheit an sich, ihre Berufung, ihre Vorschläge für ein junges Schwerin und neue Ziele
„Will Schwerin nicht jung sein und `jung bleiben`?!“
Frage: Frau Iovu, die Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters, heißt es so schön. Was ist aber, wenn die Augen nicht „richtig mitspielen“? Was ist dann „schön“?
Angela Iovu: Natürlich hat jede Epoche ein bestimmtes Schönheitsideal. Das ist bei Frauen so und bei Männern natürlich auch. Oft wird es allein mit dem äußeren Erscheinungsbild begründet, unabhängig vom jeweiligen Charakter, Intellekt oder Auftreten. Das klingt oberflächlich und ist es auch.
Gerade in der heutigen Zeit – und insbesondere bei den „Teenies“ – spielt oft nur das Äußere die Hauptrolle. Alles andere ist zweitrangig. Das ist leider so. Aber äußere Schönheit ohne innere Attraktivität ist nur eine inhaltslose Hülse. Bei einer tollen „Verpackung“ sollte das Andere nicht minder toll sein, sonst ist die Enttäuschung vorprogrammiert.
Wie meinte schon der Schriftsteller Tolstoi: „Die ganze Mannigfaltigkeit, der ganze Reiz und die ganze Schönheit des Lebens setzen sich aus Licht und Schatten zusammen.“ Das heißt, echte Schönheit muß auch Makel haben. Da komme ich dann ins Spiel! Denn: Wenn man in den Spiegel schaut, sollte man sich selbst auch lieben können. Das ist ganz gesunder und angebrachter Narzissmus.
Frage: Ein anderes deutsches Sprichwort sagt: „Wer schön sein will, muss leiden…“ Muss man auch bei Ihnen „leiden“?
Angela Iovu: Na ja, „leiden“ ist übertrieben formuliert. Denn es gilt ja auch: „Wer schön sein will, muß manchmal auch die Zähne zusammen beißen…“ Ich bin schon sehr, sehr einfühlsam und gehe sehr behutsam vor – gerade beim Permanent-Make-Up. Ansonsten ist der Großteil meiner Arbeit an der Kundin bzw. am Kunden aber sehr angenehm.
Frage: Bleiben wir ein wenig bei der menschlichen Schönheit… Bei GNTM wird diese auf die „marketingtechnische Kompatibilität“ der betreffenden Kandidatinnen reduziert. Im Mittelalter galten eher „füllige“ Damen als „schnieke“. Heute muss der BMI so klein wie möglich sein. Ist vermeintliche „Schönheit“ in der heutigen Zeit wirklich entscheidend? Wie ist da Ihre Meinung?
Angela Iovu: Ja, Schönheit kann ein entscheidender Faktor sein, ob persönlich oder beruflich. Etwas anderes zu behaupten, wäre Heuchelei. Ich bin dann da, um etwas nachzuhelfen…
Entscheidend ist jedoch, dass jedes Make-up zum jeweiligen Typ passt. Ganz große Klasse sind für mich dabei Sharon Stone und Demi Moore. Man sieht den beiden ihr Alter überhaupt nicht an. Beide sind ein bestes Beispiel dafür, wie behutsam man sein Alter retuschieren kann, ohne gleich zu übertriebenen Mitteln zu greifen, wenngleich sie dabei und auch dafür eine Menge investierten.
Viele übertreiben da und wirken nur noch wie Kunstprodukte und erscheinen alles andere als jung bzw. attraktiv. Von Sharon Stone stammt der schöne Satz: „Es ist gar nicht leicht, so schön zu sein, wie man aussieht!“. Was Sharon dabei meint, ist folgendes: Nicht (nur) ein guter Schönheits-Chirurg ist entscheidend, sondern die gesamte Lebensweise, die gesamte Lebensphilosophie muß stimmen.
Dazu gehört geistiges, mentales wie sportliches Training, berufliche Herausforderungen und letztendlich auch eine gute, kompetente Kosmetikerin, die eine entsprechende Typ-Beratung bietet und auch zu übertriebenen Wünschen Nein sagen kann.
Ich empfinde es als nicht akzeptabel, wenn man etwas tut, von dem man nicht überzeugt ist, was falsch ist, nur um kurzfristig etwas zu verdienen. Ich bin eher jemand, der eine große Empathie für die Kundinnen und Kunden entwickeln kann. Mein Beruf ist meine Leidenschaft. Das ist es, was ich seit meinem 11.Lebensjahr machen wollte und wofür ich – auch bei viel Gegenwind – hart kämpfte und arbeitete.
Ich habe mich sehr viel mit ästhetischen Fragen beschäftigt, versuche auch im Beauty-Bereich immer auf dem neuesten Stand zu sein und habe mich durchaus auch mit historischen Entwicklungen dazu auseinander gesetzt. Die Arbeit an und mit der Schönheit ist schon „eine komplexe Wissenschaft“!
Frage: Für viele ist Schwerin eine schöne Stadt, für andere „ein Provinznest“. Wiederum andere meinen: Schwerin hat – bei allen Defiziten – auch viel Gutes. Mögen Sie persönlich Schwerin ganz innig? Was sind für Sie die schönen Seiten Schwerins? Und… Was sind für Sie die weniger schönen?
Angela Iovu: Ehrlich… Als ich 1995 aus Moldawien, aus Chisinau, nach Schwerin kam, wollte ich nur eines – wieder weg! Es war nicht leicht, mich mit Schwerin anzufreunden.
Nicht immer wurde Toleranz, Respekt und Verständnis gezeigt, wo es angebracht gewesen wäre. Meinen Schulabschluss machte ich daher auch 1996 in Moldawien, weil ich mit dem hiesigen Schulsystem nicht so zurecht kam.
Und es war damals eine harte Zeit, ich will auch nicht verschweigen – zunächst traurige Zeit. Schwerin ist allerdings eine durchaus facettenreiche Stadt – eine Stadt der vielen Gegensätze.
Es ist zwar eine kleine Stadt, aber weil diese so klein ist, erfährt man schnell auch ihre positiven Seiten. Jedoch: Es werden auch die Defizite stärker deutlich. Schwerin ist mit einer so reizvollen Natur, mit schönen alten Gebäuden, mit viel „Historie“ gesegnet, gleichzeitig wird die Stadt selbst immer älter.
Mitunter könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Stadt aufhört, jung sein zu wollen. Gleichzeitig sehe ich aber auch, dass es hier so viele junge Talente gibt, ob im Sport, in der Kultur, in der Kunst oder in der Musik, die so Großartiges leisten und oftmals an Grenzen stoßen, weil zu wenig Geld da ist oder weil bürokratische Hürden manchmal viel zu hoch sind.
Es gibt viele aufstrebende Unternehmerinnen und Unternehmer, die gern in Schwerin leben, sich aber mitunter fragen: Sind wir wirklich willkommen?! Vieles ist auch dort mit zu viel Bürokratie verbunden, was das unternehmerische Leben alles andere als einfach macht.
Auf der anderen Seite gibt es die „Startup-Unternehmen“ im Technologie- und Gewerbe-Zentrum, da wurde in den letzten Jahren eine Menge getan, was auch nachhaltig ist.
Ich weiß, wie schwierig es für eine kleine Stadt ist, den Zusammenhalt untereinander zu fördern. Es gibt viele Einzelinteressen in Politik, Wirtschaft, Sport oder Kultur zu berücksichtigen, aber auch ich bin der Überzeugung, dass Schwerin das vorhandene Potenzial noch besser nutzen könnte, wenn die Stadt nicht zuletzt wieder jung sein will, wenn außerdem eine Symbiose zwischen Tradition und junger Innovationskraft gelingt.
Schwerin hat eine Chance, aber die liegt gerade auch darin, dass mehr junge Menschen hier leben und arbeiten können. Leicht ist das nicht, aber was ist im Leben schon einfach?!
Frage: Wenn Sie Oberbürgermeisterin wären: Was würden Sie sofort ändern wollen?
Angela Iovu: Ich würde noch mehr Angebote für die Kinder und Heranwachsenden schaffen wollen, denn diese sind die Zukunft dieser Stadt. Manche Sporthallen, auch wenn es positive Gegenbeispiele gibt, sind schon sehr gewöhnungsbedürftig und müßten dringend erneuert werden.
Zudem gibt es noch immer zu wenig Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche (Das war schon einmal anders!) und es fehlen auch weitere niveauvolle Tanz-Lokalitäten – sowohl für die „Teenies“, aber nicht zuletzt ebenfalls für die Reiferen.
Des Weiteren sollten junge Talente und die Projekte/Aktivitäten von Vereinen mehr Unterstützung erfahren. Ich kenne einige begnadete Sport-Talente und Tanz-Talente, die – obwohl nicht mit dem „goldenen Löffel geboren“ – Fahrten zu wichtigen Trainingslagern, Wettkämpfen oder Auftritten selbst bezahlen müssen. … Die selbst neben der Schule arbeiten müssen, um ihrer Berufung treu zu bleiben.
Diese tun – auch dank ihres Engagements und ihrer Erfolge – so viel für das Image der Stadt, da wünschte ich mir oft: Bitte unterstützt doch gerade diese! Ich weiß, Geld ist immer knapp, aber menschliche Talente ebenso!
Letzte Frage: Was sind für Sie die nächsten beruflichen Ziele?
Angela Iovu: Auch ich möchte meiner Berufung und auch Schwerin treu bleiben. Zurzeit mache ich eine Zusatz-Qualifikation zur Heilpraktikerin, die an den kosmetischen Bereich anknüpft! Ich liebe neue Herausforderungen, bilde mich gern weiter und bin gern aktiv! Da fällt mir noch ein deutsches Sprichwort ein: „Wer rastet, der rostet!“. Und das wäre für eine Kosmetikerin ja der Super-GAU…
Vielen Dank und maximale Erfolge beim „Faceliftung“ bzw. „Permanent Make-Up“ für ganz Schwerin!
Marko Michels
Foto/Jens Schwarck: Angela Iovu, eine engagierte Unternehmerin und Kosmetikerin in und für Schwerin.