Ehrenvoller eine Träne zu trocknen…
Wo stehen wir am Jahresende 2015?!
November 2015. Das Jahr geht zu Ende. Kein gutes Jahr.
Mit Paris begann das Jahr, mit Paris endet es. Dazwischen: Viel Negatives, wenig Hoffnungsvolles. In der Welt. In Deutschland. In M-V. In Schwerin.
Was ist Stärke?!
Der Stärkere möge gewinnen. Dieses scheint – global betrachtet – die Maxime unserer Zeit zu sein. Nur: Was ist Stärke?! Ist Stärke, den „Anderen“ zu besiegen, ihn zu „eliminieren“. Im Sport, in der Politik, in der Kultur, in der Wirtschaft oder aufgrund von elementaren Meinungsunterschieden. Soll das ehrenvoll sein?!
Ein Mann gilt als durchsetzungsstark, eine Frau als „tough“, wenn es ihm oder ihr gelingt, ohne Rücksicht auf Verluste, nach „oben“ zu kommen, Führungspositionen zu ergattern, Marktführerschaft zu erlangen. Irrgeleitete wollen im Namen einer Religion, die das gar nicht offenbart, ihre (subjetiven) Vorstellungen eines „Miteinanders“ blutig realisieren. Ehrenvoll ist daran nichts…
„Eine Träne zu trocknen ist ehrenvoller, als Ströme von Blut zu vergießen!“, so George Gordon Noel Byron, der englische Poet.
Was ist eigentlich los?!
Die Welt ist wahrlich in keinem guten Zustand, weder im „Westen“, noch im „Osten“, noch sonstwo.
Menschen werden emotionalisiert, im Namen von Ideologien, von Religionen, von politischen Konzepten gegeneinander aufgebracht. Das lenkt vom Wesentlichen ab.
In Europa ist man zwar in der Lage, aber nicht willens, Flüchtlinge, wirkliche Bürgerkriegsflüchtlinge, aufzunehmen. In Mecklenburg-Vorpommern wird man gerade einmal 20000 Flüchtlinge aufnehmen – und trotz dieser übersichtlichen Anzahl gibt es immense Probleme. Warum eigentlich?! Nimmt man nur Schwerin. Diese Stadt hatte im Dezember 1988 noch 131000 Einwohner. 24 Jahre später, im Dezember 2013, sind es gerade einmal nur noch 92000. Allein Schwerin könnte, wenn der politische Willen dazu vorhanden wäre – und damit sind nun nicht die Schweriner OB und deren Stadtvertretung gemeint – diese 20000 aufnehmen…
Geld ist genug da. Milliarden und Millionen Euro werden bekanntlich in suboptimale Bauprojekte deutschlandweit – ohne Sinn und Verstand – investiert. Wäre das Geld nicht besser für andere, menschliche Anliegen aufgehoben?!
Die Ängste der Bürger – angesichts neuer Herausforderungen – werden nicht ernst genommen, deren Empfinden übergangen und als „unbegründet“ eingestuft. Mit Demokratie hat so etwas aber wenig zu tun, eher mit Ignoranz und einer gewissen Arroganz.
Kein „Kompass“ vorhanden?!
Kürzlich starb einer der bedeutendsten „politischen Kapitäne“ in Deutschland, der fünfte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Helmut Schmidt. Ein Mann, der noch eine wirkliche Agenda entwickelte, dazu einen „politischen Kompass“ hatte, den er nicht nur besaß, sondern auch gebrauchen konnte…
Wo sind aber jetzt unsere politischen „Steuerfrauen“ und „Steuermänner“ heute?!
Es werden Waffen exportiert, Regime gestürzt, Kriege gegen vermeintliche Diktaturen geführt, Sanktionen durchgesetzt. Alles führt jedoch nicht zu einer Befriedung, sondern erreicht das Gegenteil. Warum?! Weil das Gegenteil von „gut“ nicht „schlecht“, sondern „gut gemeint“ ist.
Ohne Berücksichtigung der historischen Entwicklungen in den einzelnen Weltregionen, deren besondere Mentalitäten und religiösen Anschauungen wird der „Westen“ aber grandios scheitern, der selbst nur (Geld-)Werte, aber nur in Sonntagsreden ideelle Werte verkörpert. Wo ist denn die europäische Solidarität in der Flüchtlingsfrage?
Wäre der Zuspruch bei der Mehrzahl der jeweiligen Bevölkerung in Europa bzw. Nordamerika zur real existierenden Demokratie wirklich so groß – ohne relative finanziell-materielle Absicherung?! Wie sah und sieht es diesbezüglich – nach dem selbst verursachten wirtschaftlich-finanziellen Crash ab 2007 – in Europa aus?! Der Extremismus von links und rechts nahm jedenfalls zu. Nur weil Habsucht, Gier und Eitelkeiten wirtschaftliches und politisches Handeln bestimmten.
Einmal nachdenken
Wie heißt es jetzt so schön: Die Ursachen für Kriege, Konflikte und Terror müssen bekämpft werden! Ja, warum erst jetzt? Warum mußte schon wieder etwas geschehen, in Paris, dass man derartige Erkenntnisse gewann?! Die Ursachen dafür liegen auch in Europa, „im System“!
Es gibt seit einiger Zeit einen klasse Song der Gruppe „K.I.Z.“ mit dem Titel „Hurra, diese Welt geht unter…“. Ein nachdenklicher Song, ein Song, der zum Nachdenken geradezu provoziert. „Ein Ziegelstein ist das gleiche für uns wie ein Goldbarren!“, heißt es dort auch.
Ist es nicht wirklich so?! Die Jagd nach dem Geld bestimmt fast ausschließlich das menschliche Handeln und Dasein. Ganz gleich, wie „frau“/man zu diesem gelangte. „Haste was, biste was!“. Da steckt viel Menschenverachtung dahinter. Die totale „Ökonomisierung“ des Daseins. Der von selbst ernannten Eliten festgelegte willkürliche „Marktwert“ entscheidet über Wohl und Wehe. Ein Umdenken müßte eigentlich erfolgen… Eigentlich. Sogar jetzt wird in Schwerin mehr über die Erhöhung einiger kommunalen Gebühren diskutiert, als über das reale Miteinander…
Soll „die Jagd nach dem Geld“ jedoch tatsächlich das „Welt-Motto“ sein?! K.I.Z. haben darauf ihre eigene Antwort: „Ich zeig den Kleinen Monopoly, doch sie verstehn’s nicht. – 100 Euro Schein? Was soll das sein? Wieso soll ich dir was wegnehm‘, wenn wir alles teilen?“…
Wie soll es also weiter gehen… Blutig, intolerant, voller Angst?! Oder ist es nicht sinnvoller, wenn alle ihr Tun und Handeln überdenken. Ohne Gewalt! Ohne Vorurteile! Und ohne Argwohn! Paris ist eine Zäsur. Wir fühlen mit.
… Und lasst uns endlich das sein, was wir eigentlich sein sollten: Menschen, die einander respektieren – mit Aufrichtigkeit und Höflichkeit!
„Die Liebe des Nächsten, die Ehrfurcht vor der Gottheit sind das Wesen einer edlen Seele. Wem diese hohen Tugenden fehlen, dem wäre das Nichts besser als ein eitles Dasein!“ (Saadi, persischer Dichter)
Marko Michels