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Blick auf das große Ganze

Zwischen Flüchtlingen, Ehrenamt, Kitas und noch mehr…

Vor 35 Jahren starb einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20.Jahrhunderts – der Amerikaner Henry Miller.

Eine beeindruckende Persönlichkeit, ein Mann mit Weitblick…

So einer fehlt in Deutschland, in Mecklenburg-Vorpommern und letztendlich in Schwerin. Es werden zurzeit „Endlos-Diskussionen“ über Flüchtlinge, über Kita-Plätze, über gerechte Entlohnung, über den Ukraine-Konflikt oder über den Fachkräftemangel.

Verharren im „Klein-Klein“

Es wird im „Klein-Klein“ verharrt, statt Gesamt-Konzeptionen zu entwickeln. M-V wird in der Sommerzeit wieder einmal glorifiziert, schöne Strände, grüne Wälder und blaue Seen. Wenn aber alles so toll ist, warum entschwinden dann viele „Leistungsträger von morgen“ aus dem Nordosten? Warum versagen sich so viele den „Wahlen“, die keine mehr sind? Warum flüchten so viele ins Private, obwohl die Gesellschaft Engagement benötigt?

Ehrenamt versus Ehrenamtsstiftung?!

Es ist seltsam. Da wird eine Ehrenamtsstiftung M-V gegründet, ohne dass jemand eine derartige Institution forderte. Entsprechende Verbände, Vereine und Initiativen, die ähnliche Ziele und Aufgaben hatten, blieben ungefragt. Vor einem Jahr, als diese Idee publik wurde, ging es nicht mehr um das „Ob“ oder „Wie“. Nein, es ging nur noch um die „Ausgestaltung“. Alles angeordnet „von oben“.

Basisdemokratie sieht anders aus. Circa 480000 Euro werden für die Personalkosten veranschlagt. Das macht bei sieben fest angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Geschäftsstelle der Ehrenamtsstiftung M-V in Güstrow monatlich rund 68600 Euro pro Person. Natürlich nur ein statistischer Wert. Der Geschäftsführer wird mehr erhalten, als die jeweiligen Sachbearbeiter. 1,4 Millionen Euro beträgt der jährliche Zuschuss aus dem Landeshaushalt.

Es gibt einen Vorstand mit SPD- und CDU-Mitgliedern und Parteilosen. Fühlt sich da der gemeine Bürger auch hinreichend vertreten?! Er nimmt Kenntnis davon, hinterfragt, diskutiert, versucht den Dialog, um so gleich als Querulant oder „Negativling“ abgestempelt zu werden.

Echte Hilfe für wirkliche Flüchtlinge

Die „Flüchtlingsproblematik“ ist ein weiteres Thema. Wer echte Hilfe braucht, weil aus einem Kriegsgebiet kommend, ist jederzeit willkommen. Das ist der Grundkonsens der überwältigenden Mehrheit. Was ist aber mit den Anderen? Ist man da nachdenklich und sachlich-kritisch wird man sehr schnell in eine „rechte Ecke“ gestellt. Ganz gleich, ob man selbst schon ehrenamtlicher Helfer im Ausland war, sich für Menschen mit Migrationshintergrund einsetzte oder sogar über ein gutes globales Netzwerk verfügt… Da werden dann sogar überbezahlte „Künstler“ ausfallend.

Das Geschäft mit der doppelten Moral

Jeder gut verdienende Schauspieler, Politiker, „Kaufmann im weißen Kittel“, also Arzt, oder (auch dank öffentlicher Subventionen) erfolgreiche Unternehmer sollte sich daher selbst verpflichten, ein Drittel seines monatlichen Einkommens – sofern es über 4000 Euro netto liegt – zu spenden!

Im SPIEGEL 32/2015 gibt es dazu ein erstklassiges Interview (Lob, wo es angebracht ist, sollte auch gewährt werden!) mit dem australischen Philosophen Peter Singer. Also los, Ihr Spitzen-Schauspieler, Spitzen-Politiker, Profi-Fußballer, Profi-Boxer und Groß-Unternehmer: Her mit der „Knete“. Ihr wisst doch, dass die EU-Finanzminister warnen: „Geld verdirbt den Charakter!“.

Schämt Ihr Euch nicht, für Euer mitunter sinnfreies „Tun“ Millionen-Gehälter zu verdienen (besser zu bekommen), großräumige Villen zu bewohnen, Euch teure Sportwagen zu kaufen, wenn jährlich sechs Millionen Kinder unter fünf Jahren weltweit an den Folgen von Hunger und Armut sterben.

Weniger „facebooken“, „twittern“ oder in „Talkshows abhängen“, um die eigenen Filme, Bücher oder Kinder zu promoten und lieber einmal das machen, was in einem „christlichen Abendland“ üblich sein sollte – Nächstenliebe zu üben. Und nicht nur üben! Ihr seid doch „Profis“!

Was ist mit den Kindern, der Bildung und der Kultur?

Das nächste Thema betrifft auch die Kinder, die Kultur und die Bildung. Was sind uns unsere Kinder wert? Was wollen wir für diese leisten? Es kann doch nicht wahr sein, dass gut ausgebildete Erzieher, Kindergärtnerinnen und Betreuer nur noch 20- bis 25-Stunden-Arbeitsverträge erhalten, weit unter 1500 Euro,- monatlich (netto) verdienen und dann dennoch als Vollzeit-Kraft arbeiten müssen. Und mitunter sogar durch charakterlose und inkompetente „Nicht-Fachkräfte“ ersetzt werden, weil diese „billiger“ sind…

Ja, Kultur, Theater, Bildung – das alles kostet. Aber das ist WICHTIG. Wie will jemand die Welt verstehen, wenn dieser Mozart nicht kennt, keinen Zugang zu dessen Musik hat? Wie soll die Herausforderungen der heutigen „Wissensgesellschaft“ bewältigt werden, wenn die Ausstattungen vieler Schule zu wünschen übrig lassen und die Internet-Geschwindigkeit im Nordosten auf „Pferdewagen-Niveau“ ist?

Arbeit und Fachkräfte ohne Ende

Es gibt so unendlich viel zu tun in der Welt, in Deutschland und in M-V. Niemand müßte nach Arbeit suchen, obwohl sie/er arbeitet – nur ohne Geld. Arbeit ist genug vorhanden. Der Fachkräftemangel ist eine „Lebenslüge“ dieser Gesellschaftsformation, die nicht besser wird, nur weil man diese ständig wiederholt. (Informatiker, spezialisierte Naturwissenschaftler oder Maschinenbau-Ingenieure, alles seltene „Spezies“, werden überall auf der Welt gesucht!)

Kein Mensch müßte sein Land verlassen müssen, nur weil er von Administrationen regiert wird, die von Washington, Moskau, Peking, Paris, London oder Berlin zu dessen Unterjochung massiv protegiert werden. Wer unterstützt(e) das Assad-Regime in Syrien? Wer die Taliban in Afghanistan? Wer die ungarische Autokraten-Regierung? Wer die Administration in Kiew? Wer hat etwas davon? Wer liefert Waffen in Krisengebiete? Denkt mal nach! Es ist aber nicht ohne Risiken, besonders dann, wenn Ihr Eure Erkenntnisse mitteilt…

Der Überbau ist eine Lüge

Henry Miller, der eingangs erwähnte große Schriftsteller, fand dazu treffende Worte zum „Wunder der Persönlichkeit“ (Aus „Wendekreis des Krebses“) 1932:
„… Wenn es einen Menschen gäbe, der wagte, alles zu sagen, was er von dieser Welt gedacht hat, bliebe ihm kein Quadratmeter mehr, um sich darauf zu behaupten.
Wenn ein Mensch erscheint, stürzt sich die Welt auf ihn und bricht ihm das Rückgrat.

Immer sind zu viele morsche Säulen stehen geblieben, zu viel verfaulte Menschheit, als das ein Mensch aufblühen könnte.

Der Überbau ist eine Lüge und das Fundament eine riesige zitternde Angst. (Anmerkung M.M.: Die wichtigste Erkenntnis!)

… Wenn je ein Mensch wagen würde, alles, was er auf dem Herzen hat, auszusprechen, sein wirkliches Erlebnis, alles, was wirklich seine Wahrheit ist, niederzuschreiben, dann glaube ich, ginge die Welt in Trümmer, würde in Stücke zersprengt, und kein Gott, kein Zufall, kein Wille könnte je wieder die Stücke, die Atome, die unzerstörbaren Elemente zusammensetzen, aus denen die Welt bestand…“

Der Markt(wert) über alles

Wir leben leider nicht in einer Gesellschaft, „um deren Zusammenhalt einem nicht bange ist“, wie eine hiesige Ministerin jüngst behauptete. „Uns“ geht es nicht „gut“, nur weil die Mehrheit ihr Bewußtsein nicht über das eigene Sein stellen kann. Das ist eher ein Indiz dafür, wie schlecht es „uns“ geht…
„Ihr Marktwert ist doch erst einmal Null!“, meinte ein reiferer „Demokrat“ (?) zu einem hoch Qualifizierten, dessen Gesundheit dank Vorsatz und Inkompetenz extrem zerstört wurde und der dennoch Hervorragendes leistet. Aber damit kaum etwas „verdient“. Was natürlich zu einer Diskussion herausfordert: Wer hat was wirklich „verdient“ – finanziell, materiell, ideell…

Der „Markt“ wird es schon richten… Nicht der liebe Gott. Die Menschlichkeit. Der Charakter, sofern vorhanden.

Wie krank müssen Protagonistinnen und Protagonisten dieser Gesellschaftsformation eigentlich sein, die derlei glauben oder behaupten zu glauben?!

„Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.“ Der das so treffend formulierte, starb übrigens vor 61 Jahren. Bertolt Brecht, der große deutsche Lyriker.

Marko Michels

 


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