Angst oder Zuversicht?!
Kann die Integration gelingen…
Das Klima, nicht nur das wetterbedingte, in Deutschland, in M-V und auch in Schwerin wird rauer. Die Politik hat keine schlüssigen Konzepte, es werden schöne Reden geschwungen, die an den Realitäten vorbei gehen oder irgendwelche Umfrage- bzw. Studien-Ergebnisse präsentiert, deren Zustandekommen wenig solide ist.
Was ist nur los?!
Es rutscht etwas weg in Deutschland, auch in unserer Region, was man mit den Begriffen „Empathie“, Toleranz und Verständnis verbinden kann.
Natürlich ist es absurd – wobei Vergleiche sind immer legitim, auch wenn sie nicht gerade erhellend sind – die Fluchtbewegung nach 1945 ins deutsche Restgebiet mit dem heutigen Flüchtlingszustrom zu vergleichen. Damals wurden Deutsche von Deutschen aufgenommen, heute kommen Menschen anderer Kulturkreise zu uns. Die Herausforderungen sind also andere, die Anstrengungen werden noch größer als vor 70 Jahren ff. sein, was nicht allein etwas mit der Anzahl der nach Deutschland kommenden Menschen zu tun hat.
Wer zu spät reagiert…
Schon längst hätte – angesichts von 53 Kriegen und kriegerischen Auseinandersetzungen weltweit – etwas zur Befriedung der Krisenregionen getan werden müssen. Vieles blieb „Stückwerk“, viele Konflikte wurden ignoriert, weil die jeweiligen Staaten keine strategische oder wirtschaftliche Bedeutung hatten. Nachhaltige Konzepte wurden nicht entwickelt. Nicht nur die deutsche Bundesregierung auch die EU versagte – schon wieder. Nicht einmal auf eine Verteilung der Bürgerkriegsflüchtlinge konnte man sich einigen.
WIR sind gefordert
Ja, jetzt sind wir, als unabhängige Bürger, gefordert. Jetzt müssen wir Charakter zeigen, intelligente Lösungen finden und für ein verständnisvolles Miteinander sorgen. Die Grenzen sind offen, das wollten wir 1989/90. Reisefreiheit (?). Berufsfreiheit (?). Persönliche Freiheit (?). Grenzenlose Freiheit eben.
Aber: Offene Grenzen bedeuten auch Verantwortung, sind ein Appell an Mitmenschlichkeit und eine Mahnung – gerade für die Deutschen, die ihre speziellen Erfahrungen mit Mauer und Stacheldraht machten.
Deutschland ist seit 60 Jahren Zuwanderungsland…
Seit den 1950er Jahren ist Deutschland ein Land, das sich selbst verleumdet! Seitdem ist Deutschland nämlich ein „richtiges“ Zuwanderungsland. Leider litten und leiden noch immer die jeweiligen Bundesregierungen bzw. einzelne Protagonisten dieser an Realitätswahrnehmung.
Nicht vergessen: Für die „niederen Tätigkeiten“ waren „die Ausländer“ willkommen, inzwischen kommen aber viele, ebenfalls aus EU-Staaten, die echte Konkurrenz auch in anderen Arbeitsbereichen bedeuten.
Anstatt sich der Konkurrenz fair zu stellen, wird nun gejammert, lamentiert und genörgelt. Ja, die Deutschen in Ost und West waren schon immer große Jammerlappen und Selbstdarsteller, gerade in den „oberen Gesellschaftsetagen“. Wer heute so als Widerstandkämpfer und Freiheitsapostel durch geht… Leichtes Schmunzeln!
Schafft sich Deutschland ab?!
Von wegen „Deutschland schafft sich ab“?! Nachdem ein mäßig erfolgreicher früherer Finanzsenator (Natürlich ein Sozi!) in Berlin seine Thesen zur vermeintlich verfehlten Integrationspolitik vor fünf Jahren vorstellte, schien alles klar. Deutschland muß sich wieder auf sich selbst besinnen – ohne Zugereiste und Gäste. Dass so viel Besinnlichkeit nun auch alles andere als erfolgreich sein kann, beweisen die Turbulenzen um den EURO, die weltweite Rezessionsstimmung, die wirtschaftlichen Skandale „Made in Germany“ und die suboptimalen Börsenkurse.
Deutschland ohne Euro wäre wahrscheinlich so viel wie die DFB-Herren-Auswahl ohne Spieler mit Migrationshintergrund – nämlich Mittelmaß. Und: Der EURO befeuerte doch erst die Erfolge der Export-Nation Deutschland…
Bessere Bücher lesen…
… Aber zurück zu Thilo Sarrazin, der mit seinen gedruckten Ergüssen zu Unrecht ins Rampenlicht gezerrt wurde – der Mann gehörte nicht zuletzt auch dem rot-roten Senat in Berlin an.
Ein anderes Buch, das fast zur gleichen Zeit erschien, von Nazan Eckes, ging hingegen fast unter, obwohl weitaus besser und stilsicher geschrieben. In ihrem Werk kämpft Nazan Eckes auf beeindruckende Weise gegen Vorurteile gegenüber den Deutschen mit türkischen Wurzeln an. Ihre Biographie ist der Beweis: Auch Deutsche mit türkischem Background können es schaffen – ohne Quote und „Vitamin B“.
Das Buch „Guten Morgen Abendland“ ist eine beeindruckende Familiengeschichte, die offenbart, dass Deutschland doch nicht im „Abschaffungsprozess“ ist und Deutsche „mit Migrationshintergrund“ auch ihre Erfolgsgeschichten besitzen, jenseits aller Klischees.
Her mit den Fachleuten!
Warum können das einige hierzulande nicht akzeptieren. Mit „Angst“ kann man die Zukunft nicht meistern, mit Sprüchen „Wir schaffen das!“ auch nicht. Es gibt Probleme, mit einigen Deutschen und einigen Zugereisten. Und leider keine kleinen Probleme! Auch das muß man zur Kenntnis nehmen und für Lösungen sorgen. Warum geschieht diesbezüglich so wenig seitens „der Eliten“?!
In Loriots „Ödipussi“ gibt es viele gute, witzige Dialoge und Monologe. Einer geht so: „Wissen Sie, früher hatten wir Fachleute, verstehen Sie, Leute von Fach, aber heutzutage!“.
Tja, was haben wir heutzutage?! Ach ja, „die Erwählten der sich selbst Ausgewählten“!
Werte Damenschaften und Herrschaften der „hohen Politik“! Warum lasst Ihr die Neu-Ankömmlinge nicht arbeiten? Warum gebt Ihr Menschen, die diese in deutscher Sprache unterrichten wollen, nicht die Chance dazu? Warum reagiert Ihr nun so, wie das Karnickel vor der Schlange? Warum nehmt Ihr die Menschen nicht mit? Warum bildet Ihr Euch nicht entsprechend fort und verkündet nur Sprechblasen? Es werden Unterkünfte benötigt – draußen sind Minusgrade. Wohnraum ist durchaus vorhanden. Keine Turnhallen. Keine stillgelegten Supermärkte! Nein, richtige Wohnungen.
Was Ihr bietet, ist „Angsthasen-Politik“. Ihr werft anderen Destruktivität vor und praktiziert diese selbst!
Vom Sport lernen, nicht von „Großen Brüdern“ in West und Ost
Damals (2011) kontaktierte der Autor Nazan Eckes und stellte ihr eine Frage, die das Miteinander fremder Kulturen hierzulande betraf: „Im Sport funktioniert die Integration in Deutschland prächtig. Ohne die Deutschen mit `fremden Wurzeln` wäre Deutschland weder im Fußball, noch im Eishockey, im Turnen, in der Akrobatik, im Boxsport, im Ringen, im Gewichtheben, in der Leichtathletik, im Eiskunstlaufen, usw. zur Weltklasse zugehörig. Was läuft im Sport so gut und woanders nicht?“
Dazu Nazan Eckes seinerzeit: „Darüber habe ich mit Freunden sowie mit Profisportlern schon oft gesprochen. Beim Sport kommt es verstärkt auf den Zusammenhalt an: Das Team zählt, nicht der Einzelne. Und es ist völlig egal, ob zum Beispiel beim Fußball der Torwart türkisch spricht, griechisch oder afrikanisch. Hauptsache er lässt keinen Ball durch. Die Sprachbarriere, die im Alltagsleben ein echter Kommunikationskiller ist, spielt beim Sport keine ganz so große Rolle. Man kann sich im wahrsten Sinne `mit Händen und Füßen` verständigen und versteht sich trotzdem. Der Teamgedanke schweißt zusätzlich zusammen und baut schneller Vorurteile ab. Das perfekte Gesellschaftsmodell.“
Dann lasst uns doch dieses Gesellschaftsmodell bauen. Beginnend mit „Ohne Holland fahren wir zur EM!“ (Anmerkung: Sorry, liebe Niederländer! Ihr seid schon eine große Fußball-Nation, habt irrsinnig viele vordere Plätze erspielt, aber auf diesen verbalen Elfer kann man zurzeit einfach nicht verzichten…), geht es dann weiter zum gemeinsamen Happening aller Kulturen!
Auch in Schwerin ist das möglich! Was wäre zum Beispiel das Frauen-Volleyball-Team des Schweriner SC ohne die Brasilianerin Lousi Souza Ziegler, ohne die Slowakin Veronika Hroncekova, ohne das US-Girl Ariel Turner und ohne das anmutige „Ahornblatt“ Tabitha Love!
Integration kann gelingen, man muß es nur wollen! Verlasst Euch dabei aber bitte nicht auf Bundes- oder Landesregierung! Die sind zu sehr mit „Wir schaffen das“ und dem Basteln am „MV-Monitor“ beschäftigt…
Marko Michels
Foto/Michels: Eigentlich könnte es in Schwerin ganz nett sein…