Wahl-Zeit 2016 – Zeit der politischen Desorientierung
Warten auf Godot?!
In Bert Brechts „Radwechsel“ heißt es: „Ich sitze am Straßenhang, der Fahrer wechselt das Rad. Ich bin nicht gern, wo ich herkomme. Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre. Warum sehe ich den Radwechsel mit Ungeduld?“. Diese geistreiche Lyrik des gebürtigen Augsburgers aus dem Jahr 1953 soll die vorhandene (politische) Orientierungslosigkeit der Menschen in der damaligen Zeit skizzieren.
Eigentlich passt diese Lyrik auch in das Jahr 2016. Es ist Wahl-Zeit. In Schwerin geht es um den OB-Posten. In ganz M-V um den hiesigen Landtag.
Wer ist wählbar?!
Soll man die Etablierten wählen, die durchaus Erfolge hatten, aber für viele Miss-Erfolge sorgten und Skandale produzierten? Oder soll man die Neuen, nicht so Etablierten eine Chance geben, die durchaus Stimmiges von sich geben, die dann aber auch kein Fettnäpfchen auslassen und auch nicht gerade mit Lösungskompetenz brillieren?
Angebot aus dem Discounter
Irgendwie wirkt das gesamte politische Angebot der Gegenwart wie jenes in einem Lebensmittel-Discounter. Die Ware wirkt nicht sehr attraktiv und appetitlich. Man packt nur das Nötigste in den Warenkorb und zu Hause stellt man fest, dass die Vermutung stimmte: Nicht genießbar! Oder bezüglich des 4.September: Nicht wählbar!
Wählen oder nicht wählen…
Gar nicht wählen, weil Etablierte, nicht so Etablierte und Neue ja ohnehin nichts auf die Reihe bringen werden, es ihnen nur um das Eigen-Wohl und Wohl der „guten Bekannten“ gehen wird – jedoch nicht um das Allgemeinwohl… Auch das wäre zweifellos ein Statement, wenn auch ein zu einfaches.
Wahlkampf im und mit dem Schlafwagen
Was in diesem Juli und August so verblüfft, ist die Tatsache, dass der Wahlkampf in Schwerin wie in ganz M-V sehr behäbig, sehr ruhig daher kommt. Es ist ein destruktiver Wahlkampf, mit denen die Bürger eingeschläfert werden, besonders jene, die Anhänger polarisierender Diskussionen sind.
Am Ende werden dann nur diejenigen an die Urne gehen, die die vermeintlich „Richtigen“ wählen. So kann man natürlich auch Wahlen gewinnen. Da spielt es keine Rolle, wenn die Wahlbeteiligung eher niedrig ist. Wahl-Sieg ist Wahl-Sieg. Wie sagte jedoch einmal ein schlauer König 279 vor Christi Geburt: „Noch so ein Sieg und wir sind verloren!“. Auch daran denken…
Die Zeit des „Gutglaubens“ ist jedoch vorbei. Das Agieren der Massen-Medien zieht nicht mehr – auch nicht die altbekannte politische Taktiererei und das Negieren der Realitäten. Inszenierungen werden durchschaut, auch das falsche Lächeln am richtigen Ort.
Der 4.September ist nicht mehr weit. Politische Botschaften gibt es nicht. Alles wird beim „alten“ oder „Alten“ bleiben. Wetten, dass…
Marko Michels