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Der Richard-Wagner-Verband M-V im Fokus

Nachgefragt bei Dr. Ute Lemm

An Richard Wagner (1813-1883) scheiden sich bekanntlich die Geister. Sein künstlerisches Schaffen ist unbestritten und genial, aber menschlich betrachtet war Wagner nicht gerade ein sympathischer Zeitgenosse mit extremen politische Ansichten.

Drei Jahre vor den ersten Bayreuther Festspielen im Jahr 1876 war Richard Wagner auch zu Gast in Schwerin, um eine Vorstellung seiner Oper „Der fliegende Holländer“ am Schweriner Hoftheater zu besuchen und auch um den dortigen Kammersänger Carl Hill für den „Ring des Nibelungen“ in Bayreuth 1876 zu gewinnen.

Werke von Richard Wagner stehen immer wieder auf dem Programm des Mecklenburgischen Staatstheaters. Zuletzt wurden im Rahmen des siebenten Sinfoniekonzertes der Spielzeit 2017/18 mit Ausschnitten aus der Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ aufgeführt.

Seit zehn Jahren gibt es auch einen Richard-Wagner-Verband Mecklenburg-Vorpommern e.V., deren Vorsitzende Dr. Ute Lemm ist.

Was ist nun Anliegen des Richard-Wagner-Verbandes MV? Wie ist dieser aktiv?

 

Dr. Ute Lemm über die Persönlichkeit Richard Wagners und dessen Schaffen, bedeutende Wagner-Aufführungen am Mecklenburgischen Staatstheater, Anliegen bzw. Aktivitäten des Richard-Wagner-Verbandes M-V, Kooperationen mit anderen Richard-Wagner-Verbänden und das Besondere an den Bayreuther Festspielen

 

„Eine typische Person des 19.Jahrhunderts, mit all der Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit dieser Zeit…“

 

Frage: Richard Wagner polarisiert noch immer. Als Komponist ein Genie und als Mensch nicht gerade ein „Sympath“. Was zeichnet aus Ihrer Sicht die Persönlichkeit Richard Wagner aus? Seine Musik ebenso wie seine Ansichten neben der Musik?

Dr. Ute Lemm im März 2018 vor der Villa Wahnfried in Bayreuth. Foto: Richard-Wagner-Verband Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Dr. Ute Lemm: Seine Idee des Gesamtkunstwerks und seine Stücke faszinieren immer wieder aufs Neue – die allgemein gültigen Themen, die genialen Partituren, in denen die zu erzählenden Geschichten, Sprache und Musik so brillant miteinander verwoben sind, das ästhetische Erlebnis, das sich bei der Aufführung auf der Bühne einstellt. Wagner ist für mich eine typische Person des 19.Jahrhunderts, mit all der Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit dieser Zeit, die uns bis heute prägt.

Frage: Die großen Richard-Wagner-Aufführungen gibt es leider nicht mehr am Mecklenburgischen Staatstheater – eine Folge der kulturellen Sparprogramme der einzelnen Landesregierungen nach 1990. An welche Richard-Wagner-Aufführungen am Mecklenburgischen Staatstheater erinnern Sie sich noch besonders gern?

Dr. Ute Lemm: Zu den ersten Wagner-Aufführungen, die ich selbst erleben durfte, gehörte die Inszenierung der „Meistersinger von Nürnberg“ in den 1990er Jahren von Werner Saladin. Die für Schweriner Verhältnisse aufwändig ausgestattete Inszenierung hat mich damals natürlich sehr beeindruckt.

Frage: Welche Anliegen vertritt der Richard-Wagner-Verband M-V? Dieser vergibt ja auch Stipendien an musisch begabte Studentinnen und Studenten…

Die damalige Bayreuther Kostümchefin Monika Gora einen Vortrag im Schweriner Flotowzimmer am 8.November 2015. Foto: Richard-Wagner-Verband Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Dr. Ute Lemm: Die alljährliche Vergabe des Bayreuth-Stipendiums liegt uns sehr am Herzen. Wir ermöglichen es einer  Musikstudentin oder einem Musikstudenten, drei Vorstellungen der Bayreuther Festspiele zu erleben und dadurch Inspiration bzw. Impulse für die eigene künstlerische Entwicklung zu gewinnen.

Ebenso wichtig ist es uns, dem Austausch über Wagners Werke eine Plattform zu bieten – durch Vorträge, Gesprächsrunden, Konzerte, natürlich auch durch gemeinsame Opernbesuche.

Wagners Erfolg ist nicht vorstellbar ohne die vielen Theater des 19.Jahrhunderts, die seine Werke auf die Bühne gebracht und dadurch dem Publikum überhaupt erst die Chance geboten haben, diese Kunst kennenzulernen. Und in diesem Zusammenhang hat auch Mecklenburg eine reiche und spannende Geschichte, der wir immer wieder gern nachgehen.

Frage: Gibt es eigentlich auch rege Kontakte und Kooperationen mit Richard-Wagner-Verbänden in anderen Bundesländern und Ländern?

Dr. Ute Lemm: Unser Richard-Wagner-Verband MV ist international vernetzt, denn wir sind Mitglied im Verband Richard-Wagner-Verband International. Da tauschen sich etwa 21.000 Mitglieder in den 130 Verbänden aus – es gibt also Gesprächspartner von Kuba bis Singapur…

Frage: Sommerzeit ist ja auch stets Bayreuther Festspiel-Zeit… Was ist das Besondere, das Faszinierende dort?

Dr. Ute Lemm: Das Überraschendste an den Bayreuther Festspielen ist vielleicht, dass die Atmosphäre tatsächlich so außergewöhnlich, jenseits des Alltäglichen, ist, wie es alle Besucher berichten, die dort waren.

Man taucht in einen anderen Kosmos ein. Außerhalb der Saison gibt es aber auch einiges zu entdecken, ich bin besonders begeistert von der Steingraeber-Klavierfabrik, die in vielen kleinen Einzelschritten voller Handwerkskunst wunderbare Instrumente herstellt – und ja bereits für Richard Wagner besondere Instrumente genau nach seinen Vorstellungen gebaut hat.

Vielen Dank und weiterhin bestes Engagement für den Richard-Wagner-Verband Mecklenburg-Vorpommern!

M.Michels


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