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Wohin geht es, Schwerin?!

Eine Bestandsaufnahme im Herbst 2015

Schwerin im Jahr 2015… Da denkt man vor allem an die sportlichen Erfolge. Wieder einmal waren die Judo-Zwillingsschwestern Ramona und Carmen Brussig überaus erfolgreich. Boxsportler Jürgen Brähmer verteidigte seinen Titel. Die Akrobatinnen des VfL Schwerin eilen von Erfolg zu Erfolg. Rad-Ass Stefan Nimke ist inzwischen eine lebende radsportliche Legende.

Schwerin und der Sport

Die jungen Leichtathletinnen und Leichtathleten präsentierten sich in bester Form. Ähnliches gilt für die Drachenbootsportler, Ruderer, die „Mecklenburger Stiere“, die Schwimmer oder Segler. Die Volleyballerinnen des SSC sind ein Aushängeschild für den Sport in M-V, einige Leistungsträgerinnen reisen zu den kommenden EM in den Niederlanden und in Belgien.

Stabhochspringerin Martina Strutz (SSC) hielt als Einzige die mecklenburgische Flagge bei den Leichtathletik-WM in Peking hoch. Gustav Baumgardt, der legendäre AIBA-Box-Kampfrichter aus Schwerin, der 1988 das Olympia-Finale im Superschwergewicht zwischen Lennox Lewis (Kanada) gegen Riddick Bowe (USA) leitete, wurde stolze 80.

Kultur nonstop und neue Firmen

Schwerin 2015 – das war auch kultureller Genuss, ob beim Schweriner Gartensommer, bei den Schlossfestspielen mit „La Traviata“, mit vielen Konzerten auf der Freilichtbühne, in der Sport- und Kongreßhalle, im Speicher, im Capitol oder den Kirchen der Stadt, mit dem Schlossfest oder dem Altstadtfest. Und der Martens- wie der Weihnachtsmann kommen ja erst noch…

Neue Firmen siedelten sich an, das Technologie- und Gewerbezentrum wurde ebenfalls erweitert, die Bildungseinrichtungen der Stadt, ob Konservatorium, die Schule der Künste, ATARAXIA, die Design-Hochschule, die Fachhochschule des Mittelstands, die Volkshochschule oder die Hochschule für Arbeitsverwaltung, genießen weit über die Grenzen Schwerins hinaus einen hervorragenden Ruf.

Die Angebote des Mecklenburgischen Staatstheaters locken Tausende Zuschauer an – das „Rockballett“ mit Rammstein-Songs war stets restlos ausverkauft.

Interessante Ausstellungen boten zudem die Museen der Staat, ob das Staatliche Museum, das Freilichtmuseum in Mueß, das Internationale Feuerwehrmuseum, das Mecklenburgische Eisenbahn- und Technik-Museum, das Schlossmuseum, das Schleifmühlen-Museum oder das Flippermuseum.

Die Schweriner City ist attraktiv – die Lage der Landeshauptstadt M-V zwischen Seen, Wäldern und Wiesen ganz einfach traumhaft…

Anmutige Einwohnerinnen…

Dass auch hierzulande viele schnieke Frauen leben, beweist die bisherige Resonanz im Hinblick auf den Wettbewerb zum „New Model“ im Schweriner Schloßparkcenter. Am 2.Oktober 2015 wird im Schloßparkcenter Schwerin, verbunden mit einer Fashion-Show, das „New Model 2015“ gekürt. In der Jury ist auch der frühere Juror von „Germany`s Next Topmodel“, Peyman Amin, und die GNTM-Finalistin 2013, Sabrina Elsner aus Sternkrug bei Gägelow. Moderiert wird das Ganze von der „Frontfrau“ der OSTSEEWELLE Andrea Sparmann, selbst geistreich und äußerst anmutig…

Bei Schönheits-Wettkämpfen a la „Germany`s Next Topmodel“ machten Mecklenburgerinnen, auch Schwerinerinnen, ohnehin bislang recht gute Erfahrungen, so gab es 2007 Platz zwei für Anni Wendler (Schwerin) sowie Platz drei für Luise Will (Rostock) bzw. Platz vier für Sabrina Elsner (Sternkrug-Gägelow) jeweils 2013.

In diesem Jahr beeindruckte die sechzehnjährige Rostockerin Annabel Paasch ebenfalls bei GNTM, stieg aber freiwillig aus, um sich auf die Schulausbildung zu konzentrieren.

Andere Schönheitsköniginnen starteten nach ihren anmutigen Erfolgen woanders so richtig durch, so Kinga Peters, Miss M-V 1998 und Miss Hansa 2001, heute kaufmännische Leiterin der Dauerholz AG Hamburg/Dabel, Romy Cordes, unter anderem Miss M-V 1996, heute eine erfolgreiche Designerin, oder Annett Möller, Vize-Miss-MV 1997, heute n-tv- und RTL-Journalistin.

Ja, in M-V wachsen die schönen Mädels auf den Bäumen oder Feldern. Kein Wunder, M-V hat ja mit Till Backhaus auch einen Landwirtschaftsminister mit dem „Sinn“ für schnieke Damen.

Das „andere“ Schwerin

Aber es gibt natürlich nicht nur anmutige „Mädels“ und „eitel Sonnenschein“ in Schwerin und Umgebung. Die finanzielle Lage ist nicht besonders rosig, die Arbeitslosigkeit noch immer bedrückend – wie auch die relativ hohe Armut.

Es gibt eben noch viele „Baustellen“ in Schwerin. Der Weg zwischen Marienplatz und Platz der Jugend ist ein Schandfleck. Noch immer verfällt die Schauburg wie das Strandhotel. Auch die Umgebung (Seitenstraßen) rund um den Platz der Freiheit könnten einladender sein – ebenso die Angebote für Kinder und Jugendliche (bessere Turnhallen und Jugendklubs)… Auch die ankommenden Flüchtlinge müssen in das gesellschaftliche Leben in Schwerin integriert werden.

Schlimm dabei ist, dass sich Schwerinerinnen und Schweriner – über die aktuelle Flüchtlingsproblematik – in „Linke“ und Rechte“ definieren lassen. Dabei sind derlei Bezeichnungen Etikette, die gern vom politischen Mainstream verwendet werden, um Menschen gegeneinander zu emotionalisieren. Aber Etikette gehören auf „Flaschen“, die ganz woanders stehen. Oftmals in der politischen Mitte, denn die will spalten, denn ein Volk unter dem Zwietracht, Uneinigkeit und Dummheit herrschen, lässt sich leichter regieren.

Tipp an die politische Elite: Euer Spiel ist entlarvt, lasst das bitte. Wenn es „Linksradikale“ und „Rechtsradikale“ tatsächlich gibt, habt ihr die Grundlage dafür gelegt. Eure praktizierte Politik war der Dünger, die Saat, jetzt erntet Ihr Eure „Produkte“.

Probleme lösen – nicht nur verwalten

Für Schwerin gilt daher: Löst endlich die anstehenden Probleme solide, nachhaltig, perspektivisch und versucht die Menschen von Eurem Tun zu überzeugen ! Kein Mensch mit Herz und Verstand hat etwas gegen echte Bürgerkriegsflüchtlinge, die wirklich Hilfe benötigen. Nur sie möchten vorher informiert werden. Es ist sowohl für die Flüchtlinge als auch für die hier lebenden Menschen würdelos, so miteinander konfrontiert zu werden. Die einen müssen in einer heruntergekommenen Schule leben, was würdelos ist. Die nicht informierten Bürger sollen sich damit abfinden.

Dabei gibt es in Schwerin genügend bessere Möglichkeiten, Menschen unterzubringen (Stichwort „Staatsbank der DDR“ in der Friedrichstrasse). Die durch den Islamischen Staat verfolgten Christen – viele sind übrigens bestens ausgebildet – in Syrien und im Irak würden sich über solche Unterkünfte freuen. Geld um das besagte Gebäude wieder flott zu machen, ist genügend vorhanden. Wer einem drittklassigen Fußball-Klub, der einst als sportliches Retorten-Baby der SED gegründet wurde, unterstützen kann, sollte auch genügend Geld für den Umbau eines Gebäudes für Menschen in Not übrig haben.

Weitere suboptimale Fakten

Zudem: Drei Millionen Euro fehlen für die Beamten-Rücklagen in Schwerin, da sich jemand „verrechnete“. Rote Karten für den „Rechenkünstler“ (Wehe, der Autor hätte das vollbracht, in Mathe erhielte dieser dafür drei Sechsen am Stück plus einen „blauen Brief“!), aber auch für den immer noch existierenden „Beamten-Status“!

Die Problematik der Buslinie 7 durch die Gartenstadt ist ebenfalls ein Dauerbrenner und auch die Posse um das Vorhaben der Stadtverwaltung, die Straßenbahngleise auf die andere Straßenseite zu verlegen, bewegt die Gemüter der Bürger. Sollen die Gleise von der linken Straßenseite nun auf die rechte oder umgekehrt?!

Soll damit ein „politisches Understatement“ verbunden werden oder ist es nicht einfach ausgemachter Schwachsinn, der wieder nur Geld kosten wird, dass letztendlich die Schweriner Bürger aufbringen müssen.

Ein Kita-Streik könnte demnächst wieder drohen. Zu Recht fordern die Kita-Erzieherinnen und -Betreuerinnen ein besseres Gehalt für ihre so verantwortungsvolle Tätigkeit, denn es geht um unsere Zukunft, unsere Kinder!

Und auch die Zukunft des Mecklenburgischen Staatstheaters ist alles andere als gesichert. Können tatsächlich alle Sparten erhalten werden? Der neue Intendant ab 2016 hat eine „Mammutaufgabe“ vor sich.

Dass die Kaufkraft in der Stadt nicht sonderlich ausgeprägt ist, beweist die Tatsache, dass unter anderem der „real“-Markt im Schloßparkcenter zum 30.September 2016 schließen wird. Seit der Eröffnung des „SPC“ im November 1998 gehörte dieser zu den dortigen Mietern, fast 80 Angestellte verlieren ihren Job…

Alte Stadt mit vielerlei Tradition

Schwerin ist eine alte Stadt, zählt wohl mehr als 1000 Jahre… Das Residenz-Emsemble ist einmalig. Zu Recht stellt Schwerin einen Weltkulturerbe-Antrag.

Leider ist Schwerin auch ein „Jurassic Park“ für alte politische Eliten aus DDR-Zeiten und für die politischen Neu-Ankömmlinge aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bayern oder Hessen, die dort nicht an die „Fresstöpfe der Macht“ kamen, aber hier – nicht immer, aber immer öfter – „die Sonnenkönige spielen“. Blickt man auf die Vertreterinnen und Vertreter einiger Parteien, Vereine und Verbände, ob im Sport, in der Wirtschaft oder der Kultur, oder auf die Protagonisten der hiesigen Kirchen bzw. Gewerkschaften mit ihrer „ewig gleichen Leier“, ihren „ewig gleichen Sprechblasen“ und ihren gekünstelten Reden, dann fragt man sich: Wo bleiben die neuen „Eliten“. Wenn diejenigen aus der Region, die bislang in der Stadt, im Land und im Bund das „Sagen“ haben, Hoffnungsträgerinnen und Hoffnungsträger sein sollen, dann hat der Nordosten keine große Zukunft.

Neues ist gefragt

Schön wäre es, wenn es zudem neue „mediale Eliten“ geben könnte. Die alten überlebten Zentralorgane der SED-Bezirksleitungen, einst kommunistische Kampfblätter, dann sozialistische Heimatzeitungen und nun Sprachrohre des real existierenden Demokratismus, bringen es nicht.

Der NDR, der 2015 runde 50 wird und ebenfalls ein GEZ-Kanal ist, sollte den vorzeitigen Ruhestand beantragen und sich bei BBC & Co. einmal anschauen, wie wirklich unabhängiger Journalismus geht. Und die ganzen städtischen Anzeigenblätter sind ohnehin an der Leine ihrer Sponsoren und liefern keine journalistischen sondern fast nur PR- bzw. Werbe-Beiträge zu (kommunalen) Firmen, Lobbyisten-Verbänden und Verwaltungen.

Bedenklich, wenn die Damen vom Schweriner Stadtmarketing beim regionalen Stadtfernsehen von der City schwärmen, in der es keine verfallenen Gebäude mehr gibt – und der Moderator dieses unwidersprochen lässt.

Um es noch einmal klar zu stellen: Schwerin und M-V sind attraktiv, haben riesige Potenziale und eine einzigartige Kulturlandschaft. Der Autor hat Schwerin, wie ganz M-V, gegen unsachliche, einseitige und klischeehafte Kritik stets leidenschaftlich verteidigt. Aber: Eine Region zu mögen, heißt auch, auf Defizite hinzuweisen. Das ist nicht „Nestbeschmutzung“, sondern bedeutet Konstruktivität, damit es künftig besser wird!

Nochmaliger Blick zur (Theater-)Kultur

Zurück jedoch zur Kultur in Schwerin… Der neue Ballett-Abend „Der Widerspenstigen Zähmung“ offenbarte wieder einmal die große Klasse des Schwerin Ballett-Ensembles! Sensationell, was die Tänzerinnen und Tänzer boten! Aber warum mußte die Musik „vom Band“ kommen?! Die Antwort kann der amtierende Herr Kultusminister im Marstall am besten geben… Die zwei Millionen „mehr“ an finanziellen Mitteln für die Kulturförderung sind ohnehin ein nachgezogener April-Scherz – bei der chronischen Unterfinanzierung der Kultur im Lande und den Kürzungen dort seit 1990.

Wer an der Kultur (und damit Bildung) spart, leistet aber großzügige Förderhilfe für links- und rechtsextremistisches „Kultur“gut… Will das etwa diese seichtrot-schwarze Landesregierung mit dem Faible für „Soziales“ und „Christliches“?!

Und: Wie ist es eigentlich um die politische Kultur in diesem Land bestellt? Nur zu oft hat man den Eindruck, dass das törichte Motto gilt „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich und wird bekämpft!“.

Wie ist es um die aktuelle „politische Kultur“ bestellt?!

Am 19.September eine Kundgebung riefen die Schweriner Aktionsbündnisse zu einer Kundgebung „Schwerin für alle – Schwerin heißt Flüchtlinge willkommen“ auf dem Marienplatz bzw. auf dem Platz an der Siegessäule auf. Wenn dann der neutrale, humanistisch denkende Beobachter sieht, dass dort ein Demonstrant mit einer SPD-Flagge neben einem Demonstranten mit einer Flagge der „Deutschen Kommunistischen Partei“ marschiert, dann fragt sich dieser schon: „Was geht denn hier ab?!“

Schon vergessen, was für eine inhumane, kriminelle Ideologie die kommunistische ist? Ignoriert man mittlerweile aus SPD-Sicht die zahlreichen Opfer der Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED 1946 ff.? Hat man hierzulande schon verdrängt, wie schäbig die kommunistisch dominierte SED die Gastarbeiter aus Vietnam, Kampuchea, Laos, Mocambique oder Angola behandelte? Wie diese in wenig herzlichen Wohn-Ghettos untergebracht wurden? Dass die hiesigen Kommunisten nie ein ernsthaftes Interesse daran hatten, dass DDR-Bürger andere Kulturen und die Menschen aus anderen Kulturen kennen lernten! Selbst Kontakte zu Menschen aus der Sowjetunion gab es nur unter staatlicher Kontrolle!

Jetzt zusammen mit solchen Leuten zu demonstrieren, ist politischer Frevel. Hauptsache „gegen Rechts“?! Dass aber schon Dr. Kurt Schumacher, der große Kämpfer gegen Nazis und Kommunisten, stets vor den „rotlackierten Nazis“, also den Kommunisten, warnte, ist bei der heutigen SPD wohl kein Thema mehr.

Nur: Die Auseinandersetzung mit der NPD so zu führen, wird am Ende nicht hilfreich sein. Sich mit zwielichtigen Ideologen gegen „Rechts“ zu verbünden, wird zum Bumerang. Wer Charakter, Grips, Mut und Aufrichtigkeit besitzt, wird die Diskussion mit den Nationaldemokraten direkt suchen, sie argumentativ widerlegen. Diese zu verbieten, zeugt von Schwäche. Und mit einem Verbot wird die Auseinandersetzung „in den Untergrund“ verlegt… Wo das enden kann, wissen wir! Lernt Ihr nie dazu?!

Leider ist es ja inzwischen so, dass – man brauche nur die Berichte in SPIEGEL oder FOCUS zu lesen – Flüchtlingsheime eben nicht von organisierten Rechtsradikalen in Brand gesetzt wurden, sondern von Menschen, die aus Angst und Vorurteilen gegenüber Fremden handelten. In West und Ost – wohlgemerkt! Warum?! Weil die derzeitigen Politikerinnen und Politiker der Bundesregierung und der Landesregierung konzeptionslos agieren, die Menschen auf der Lösungsfindung nicht wirklich „mitnehmen“ und diese – im „Hauruck-Verfahren“ – vor vollendete Tatsachen stellen.

Deutschland, M-V und Schwerin stehen vor riesigen Herausforderungen. Ob diese gemeistert werden, hängt von uns selbst ab und davon, wem wir die politisch-wirtschaftliche Kompetenz in diesem Land zutrauen. Man mag sich nicht ausmalen, was hier los wäre, würde die wirtschaftlich-soziale Entwicklung weiter negativ verlaufen… Nicht nur Griechenland, ganz Südeuropa lassen grüßen!

2016 und 2017 sind Wahlen. Nutzen wir diese.

Dr. Marko Michels

Foto Michels

 


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