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Nach Pfingsten vibriert der Alte Garten

Schlossfestspiele 2015 mit „La Traviata“ ab 3.Juli

Seit 1993 gibt es sie, die Schlossfestspiele in Schwerin. Was einst im Schloss-Innenhof mit „Marlowe`s Faust“ begann, setzte sich kontinuierlich bis zum heutigen Tag fort. Die Spielorte wechselten mitunter, ob Schloss-Innenhof, Freilichtbühne oder zumeist der Alte Garten, es gab sogar zweigeteilte Schlossfestspiele, also zwei Stücke in einem Sommer, aber eines blieb: die Begeisterung zur Kultur in Schwerin.

„La Traviata“ 2015 mit Schloss-Kulisse

Inzwischen sind Opern von Guiseppe Verdi schon der Klassiker bei den Schlossfestspielen, wenn manche auch noch immer von der „Aida“-Aufführung 1999 schwärmen. In diesem Jahr gibt es, nach 2006, wieder „La Traviata“ – natürlich auf dem Alten Garten, zwischen Schloss, Staatlichem Museum und Mecklenburgischem Staatstheater. Bildete vor neun Jahren noch das Staatliche Museum den architektonischen Hintergrund, so ist es in diesem Jahr das märchenhafte Schloss…

Die Landeshauptstadt M-V und die Schlossfestspiele

Ja, Schwerin und die Schlossfestspiele… Die Resonanz ist da, das Zuschauer-Interesse ist schon groß, die künstlerische Klasse stimmt und dennoch wird immer wieder gemäkelt. Da wird dann das Risiko einer „Open Air“-Veranstaltung angeführt, die hohen Kosten für den Aufbau der Bühne auf dem Alten Garten oder die Belastungen durch die Mehrfachbesetzungen der einzelnen künstlerischen Parts.

Sonne versus Regen?!

Nicht alles ist von der Hand zu weisen. Niemand möchte zwei bis drei Stunden im strömenden Regen und starker Brise einer Oper beiwohnen, sei diese auch noch so erstklassig. Die Kassen im Land sind zwar alles andere als leer, aber Geld ist immer knapp und auch andere Theater oder Kultur-Einrichtungen in M-V haben ihre Festspiele und Sommer-Events, buhlen um öffentliche Zuwendungen. Und auch die Personalkosten sind natürlich entsprechend.

Soll aber Schwerin künftig auf seine Schlossfestspiele verzichten?! Das wäre verheerend, denn nach fast einem Vierteljahrhundert diese großartige Veranstaltungsreihe aufzugeben, käme einer geistig-kulturellen Bankrotterklärung gleich.

Um nun Petrus` Launen zu trotzen, ist inzwischen sogar eine Überdachung der Zuschauerränge im Gespräch. Das wäre in der Tat nicht schlecht. Wer – wie der Autor – bei den Schlossfestspielen anno 2011 (17.Juli 2011) bei „bestem“ norddeutschen „Schiet“-Wetter einer Aufführung („Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber) beiwohnte, wünscht sich so etwas sehnlichst herbei. Damals gingen sogar (fast) die beteiligten Sängerinnen, Sänger und das Bühnenbild „baden“… Und selbst die besten Stimmen gehen bei einem derartigen Wetter unter.

Und wer möchte schon, Verdis „La Traviata“ bei Regen frönen?! Selbst hartgesottene Opern-Fans nicht – zumindest nur bedingt. … Aber es gilt auch: Ein echter Opern-Fan lässt sich einen hochklassigen künstlerischen Abend durch nichts vermiesen!

„La Traviata“ – um was geht es?!

Tja, „La Traviata“. Das ist eine Oper, die wahrlich zu Herzen geht. Was steht im Mittelpunkt?! Natürlich die Liebe, die aufrichtige, die sich gegen Etikette, Ränkespiele und Hinterlistigkeiten durchsetzen muß.

Eine „leichte“ Dame, die Kurtisane Violetta Valery, begehrt in der „Stadt der Liebe“, in Paris (Zeit: 19.Jahrhundert) , einen neuen „Lover“ (Alfredo Germont), wie man so salopp formulieren wurde. Dieser ist im Gegensatz zu ihrem bisherigen Angebeteten, dem Baron Douphol, ganz einfach aufrechter und liebevoller. Hinzu kommt, dass Violetta schwer krank ist und bald sterben wird…

Aber die Liebe zwischen Violetta und Alfredo passt einigen nicht. Der „Mitte der Gesellschaft“ nicht, Alfredos Vater, dem werten Baron auch nicht…

Die Liebe wird torpediert, leider nicht erfolglos. Viele Hindernisse sind aus dem Weg zu räumen, bis sich die wahren Liebenden wirklich finden, aber – so viel sei verraten – ein echtes Happy-End gibt es nicht. Für die Liebe im Allgemeinen schon, wenn man an den Kampf um diese bei „La Traviata“ denkt… Aber eine Zukunft hat die Liebe zwischen Violetta und Alfredo nicht. Das Schicksal meint es nicht gut mit den beiden. Und die erwähnte „Mitte der Gesellschaft“ ebenso wenig, die tatenlos zusieht, wie Violetta allmählich zugrunde geht.

Aber „Etikette“ – auch in puncto Liebe – gibt es heute ohnehin schon wieder. Die „Power-Frau von heute“ agiert oftmals nach der Agenda „Hat er was, ist er was!“ und entscheidet nicht nur mit dem Herzen, sondern auch mit dem Taschenrechner (beim Zusammenrechnen der Gehälter). Schaut man sich bei der weiblichen „Hautevolee“ anno 2015 so um, entdeckt man schnell – „arme Schlucker“ haben die nun gerade nicht geehelicht…

Na ja, das wird dann „La Traviata“ bei den Schlossfestspielen 2015 in Schwerin sicher auch kein Thema sein…

„La Traviata“ 2015 in Schwerin – einige Infos

Was jedoch wird „das Neue“, „das Besondere“ bei „La Traviata“ 2015 in der Landeshauptstadt M-V sein?!

Dazu gab es am 20.Mai im Konzertfoyer des Mecklenburgischen Staatstheaters eine Pressekonferenz.

Um es vorweg zu nehmen, eine vertragliche Vereinbarung zwischen „Petrus“, dem Kultusminister M-V und der Leitung des Mecklenburgischen Staatstheaters über dauerhaft sonnige Tage zwischen Anfang Juli und Mitte August kam leider nicht zustande, was aber nicht heißt, dass es regnen muß – im Gegenteil.

Die kulturell interessierten Meteorologen sind sogar (zweck-)optimistisch, dass es während den „La Traviata“-Inszenierungen trocken, warm, also ganz „mediterran“ sein wird…
Wenn dem so sein sollte, sind romantische Blicke auf das angestrahlte Schweriner Schloss während der einzelnen Aufführungen bestens möglich. Das allein genügt schon, um „La Traviata“ in Schwerin beizuwohnen.

Was gibt es ansonsten noch?! Natürlich herausragende und bestens motivierte Sängerinnen und Sänger, insgesamt 28 Solistinnen und Solisten, die von der großartigen und traditionsreichen Mecklenburgischen Staatskapelle unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Daniel Huppert begleitet werden. Dieses ist dann direkt und sichtbar unter der Bühnenfläche „aktiv“.

Apropos Bühne. Die Größe dieser beträgt 28 x 22 Meter und wird durch eine erhöhte Spielfläche mit einem Portalrahmen bestimmt sein. Das Bühnenbild entwickelte dabei Romaine Fauchere, die bereits im letzten Jahr für die „Nabucco“-Aufführung aktiv war. Das Gleiche gilt auch für Georg Rootering, der nicht nur „Nabucco“ 2014, sondern auch „La Traviata“ 2015 in Schwerin inszeniert. Beide stehen für Tradition, Innovation und ungemeine Kompetenz und das macht auf „La Traviata“`15 zusätzlich neugierig…

Was bliebe ansonsten noch anzuführen?! Na klar, Sitzflächen für die Zuschauer sind natürlich zu jeder Aufführung reichlich vorhanden – insgesamt 1800 pro Vorstellung. Es gibt selbstverständlich auch in diesem Jahr Mehrfach-Besetzungen, besonders für die Haupt-Parts. So sind die „Rollen“ für Violetta mit Gabriela Herrera (die bei der Pressekonferenz ihr großartiges künstlerisches Können als Violetta bereits hervorragend präsentierte), Marta Kosztolanyi, Adrena Kraschewski sowie Stamatia Gerothanasi und für Alfredo mit Krem Kurk, Adorjan Pataki, Thomas Paul sowie Zurab Zurabishvili sogar vierfach besetzt.

Natürlich bereichert der Chor des Mecklenburgischen Staatstheaters, unterstützt von der Schweriner Singakademie, dem Chor des Goethe-Gymnasiums und Chor-Gästen unter anderem aus Russland und Polen, unter Leitung von Ulrich Barthel auch die Schlossfestspiele 2015.

Insgesamt treten bei „La Traviata“ 180 Mitwirkende auf, die ebenfalls entsprechend 180 Kostüme erhalten werden – dafür verantwortlich ist ebenfalls Romaine Fauchere.

„La Traviata“ 2015 in Schwerin – das wird bestimmt „etwas“. Wie meinte der renommierte Sänger Carsten Wittmoser, der „globale Erfahrungen“ auf den verschiedensten Bühnen vorweisen kann und bei „La Traviata“ 2015 den „Giorgio“ singen wird, auf der besagten Pressekonferenz zu seinem Engagement in Schwerin: „Die Schlossfestspiele in Schwerin sind schon eine erste Adresse unter uns Sängern und Sängerinnen. Sie haben einen ausgezeichneten Ruf…“

Vom 3.Juli bis 9.August, bei 23 Vorstellungen, wird es also spannend auf dem Alten Garten – bei „La Traviata“, ob mit oder ohne Regen. Künstlerische Klasse ist aber garantiert. Und das ist es doch, was wirklich zählt.

Und wem „La Traviata“ nicht genügt, kann zudem die „Open Air“-Aufführungen zu „Romeo und Julia“ im Dom-Innenhof zwischen 17.Juni und 11.Juli besuchen. Insgesamt werden dabei 15 Vorstellungen zu Shakespeares berühmter Tragödie präsentiert. Mehr als nur ein „künstlerisches Warm-Up“ zur folgenden Verdi-Oper auf dem Alten Garten!

Übrigens: Karten zu „La Traviata“ und auch zu „Romeo und Julia“ gibt es noch reichlich. Am besten unter 0385-5300123 anrufen und entsprechend Karten reservieren bzw. kaufen.

Das „Beste“ kommt zum Schluss

Bliebe ansonsten noch irgendetwas anzumerken?! … So würdigte Generalintendant Joachim Kümmritz vor allem auch das Engagement der Sponsoren der Schlossfestspiele – „auch wenn diese, weil es ja kostenlose Werbung darstelle, bestimmt nicht genannt werden“ – ohne deren Einsatz die Schlossfestspiele kaum möglich wären. In Richtung der anwesenden Medien-Vertreter meinte Joachim Kümmritz jedoch: „Erwähnt diese ruhig…“

Der Bitte kommen wir gern nach. Es sind neben dem Medienpartner NDR, die Niederlassung Schwerin von Mercedes-Benz, Lotto Mecklenburg-Vorpommern, „MV tut gut“ und vor allem auch die Brauerei Lübz. „Unglaublich, was diese Brauerei regional so alles unterstützt, ob soziale, sportliche oder kulturelle Projekte. Das ist schon einzigartig – nicht nur für M-V, sondern deutschlandweit!“, so Joachim Kümmritz.

Na dann, ein künstlerisches Prost auf „La Traviata“ 2015 – und vor allem immer „eine Tüte Sonne“ mitbringen…

Marko Michels

Last but not least: Die „Open Air“-Proben auf dem Alten Garten zu „La Traviata“ beginnen nach Pfingsten – sofern das Wetter mitspielt. mm

 


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