Skip to main content

Einfalt, Dreifalt oder Vielfalt?!

Sind Deutschland und Schwerin vielfältig…

Mitte September (bis Oktober) beginnen wieder deutschlandweit die „Interkulturellen Wochen“. Das Motto lautet in diesem Jahr „Vielfalt. Das Beste gegen Einfalt.“.

Gelungenes Motto praktisch umsetzen

Ein gelungenes Motto, das weit über die Dauer der „Interkulturellen Wochen“ 2015 reichen und auch die aktuelle Flüchtlingsdebatte beinhalten sollte.

In der Gegenwart sind, laut letztem Bericht des UNO-Flüchtlingswerkes (UNHCR), rund 60 Millionen Menschen auf der Flucht . Das sind ähnlich viele wie zum Ende des zweiten Weltkrieges.

Aber nur 19,5 Millionen mussten und konnten ihre Heimat verlassen – aufgrund von Kriegen, kriegsähnlichen Konflikten oder von Terror. Mehr als 38 Millionen Menschen wurden zu Vertriebenen innerhalb ihres eigenen Landes, als Beispiele seien nur Syrien, der Irak oder Eritrea genannt. 1,8 Millionen Menschen stellten Asyl aufgrund politischer Verfolgung in ihrem Land.

Vertreibung und Flucht – keine „Fremdwörter“ hierzulande

Was es bedeutet flüchten zu müssen, kennen die Deutschen aus ihrer jüngeren Geschichte nur zu gut. Das Schicksal der Vertriebenen aus den Ostgebieten und die Folgen bzw. Lehren daraus – all das wurde bislang aber unzureichend thematisiert, sonst könnten im ganzen Land weitaus mehr Menschen als jetzt schon noch mehr Empathie für die Flüchtlinge empfinden…

Gerade die deutsche Linke hat diese Problematik stets negiert und das mitunter provokative Verhalten mancher Vertriebenenfunktionäre zum Anlass genommen, alle Vertriebene unter einen „braunen Generalverdacht“ zu nehmen. Oft wurde das Schicksal der Vertriebenen als gerechte Strafe für die Verbrechen des Hitler-Regimes betrachtet, so, als ließe sich Unmenschlichkeit gegeneinander aufwiegen!

Dass unter den Heimatvertriebenen die überwiegende Mehrheit nicht mit der nationalsozialistischen Diktatur sympathisierte, wurde erst gar nicht zur Kenntnis genommen. Links und frei – eher links und gefangen in den eigenen Klischeevorstellungen. Das war linke Einfalt pur.

Wie war das noch mit der „Zone“?!

Und: Wie war das noch mit den Flüchtlingen aus der früheren DDR? Wenn diese sich für politische Propaganda-Zwecke gegen die „Sowjetzone“ instrumentalisieren ließen, waren sie in Westdeutschland willkommen…

Als es aber im Sommer 1989 zu einer Massenfluchtbewegung kam, war nur wenig Begeisterung darüber zwischen Flensburg und Bayrischem Wald zu spüren. Vielleicht erinnern sich manche noch an die Anfangsjahre nach der deutschen Einheit, mit diversen Übergangsregelungen für die „Zonis“. Die Ex-DDRler waren doch oft nur Deutsche zweiter oder dritter Klasse.

Mit den Gastarbeitern in Westdeutschland (aus der Türkei, Italien, Spanien oder Portugal) und in der DDR (aus Mocambique, Angola, Vietnam, Kampuchea) verfuhr man übrigens in beiden Deutschländern ähnlich: Als billige Arbeitskräfte für die unangenehme Arbeit waren sie willkommen, man steckte sie in Wohn-Ghettos und isolierte sie mehr oder minder gekonnt von der „deutschen Ur-Bevölkerung“. Nicht da mit interkulturellem Miteinander – weder in Deutschland-West noch in Deutschland-Ost! Die Folgen spüren wir bis heute.

Tatkraft erst nach „Vorfällen“

„Regelung der Zuwanderung“, „Neujustierung des Asylrechtes“, „Willkommenskultur“ – das alles geschah und geschieht seitens der Politik doch erst, wenn etwas passiert, wenn der „Druck“ der Strasse da ist oder es zu Übergriffen kommt. Nun dient „Heidenau“ als Beispiel für den Fremdenhass der Ostdeutschen, so, als gebe es im Westen des vereinten Mutter- und Vaterlandes nicht täglich Übergriffe, mehr oder minder offenen Rassismus und Diskriminierung von Flüchtlingen und Deutschen mit nicht „weißer“ Gesichtsfarbe!

Wer aber die tatsächlichen Provokateure sind, wird auf dem zweiten Blick deutlich: Wer handelte so widerwärtig, dass sie/er anordnete, innerhalb von 24 Stunden Flüchtlinge in einem nicht mehr genutzten Baumarkt (!) in Heidenau unterzubringen?!

Wer wollte da etwas herausfordern? Ja, es gibt sie die kleingeistigen Menschen, die sich schnell emotionalisieren lassen. Die Gewaltspirale, die in Heidenau in Gang gesetzt wurde, ist durch nichts zu entschuldigen. Es bleibt zu hoffen, dass die wirklichen Hinterfrauen und Hintermänner schnell gefasst werden – und auch die politisch (Un-)Verantwortlichen zu Rechenschaft gezogen werden.

Diskussionskultur zwischen „unterirdisch“ und „verlogen“

Was passierte jedoch danach? Es begann ein Wettstreit von SPD- und CDU-Politikern nach der Devise „Wer ist der beste Freund der Flüchtlinge?!“ und „Wer besucht die meisten Flüchtlingsheime!“.

Abstoßend, was da an realem Pharisäertum praktiziert wurde. Es ist bekannt, wie der bereits zitierte Bericht des UNO-Flüchtlingswerkes, dass viele Millionen Flüchtlinge auch nach Europa streben, weil Krieg in ihrer Heimat tobt. Und es toben einige Kriege, kriegsähnliche Auseinandersetzungen und Konflikte weltweit – genau 57!

Das alles sind nachprüfbare Fakten, die jeder halbwegs intelligente Politiker auf dem Radar haben sollte. Das gilt wohl allerdings nicht für die europäischen, auch die deutschen Politiker, die sich wohlfeil dem medienwirksamen Aktionismus hingeben, als wirklich zu helfen.

Genug für alle da

Wie in einigen Beiträgen hier im Schwerin-Blog dargelegt, ist in Deutschland genug Geld vorhanden, mehr als genug. Das gilt zudem für Unterkünfte. Niemand müßte um seine Existenz kämpfen, wenn es politisch gewollt wäre. Das gilt auch für die Flüchtlinge, die aus ihrer geliebten Heimat flohen, weil ebenfalls deutsche Politiker, ob mit SPD- oder CDU-Parteibuch, jahrzehntelang schlimmste Despoten stützten, weil diese einen strategischen Mehrwert hatten. Die (früheren) DDR-Bürger können ein Lied davon singen!

Nun stellen sich unsere politischen Eliten vor die Kameras und verkünden „Konzepte“ oder die engagierte Suche nach Konzepten sowie Kompromissen, mit denen alle leben können. Wie meinte jedoch schon der amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King: „Ein guter Politiker sucht nicht nach einem Kompromiss, der findet ihn…“

Und bevor lauthals „verbales Gutmenschentum“ geplappert wird, sollte die Tat zählen. Auch hier gibt es die Weisheit eines großen nichtdeutschen, aber chinesischen Philosophen, von Konfuzius: „Der wahrhaft Edle predigt nicht, was er tut, bevor er nicht getan hat, was er predigt.“

Also erst machen und dann reden!

Zwischen Vorbildern und Trugbildern

Hört zudem endlich auf, ständig neue Vorbilder zu präsentieren, die angeblich oder wirklich „Mut beweisen“, die „gelungene Beispiele für Integration“ sind oder „besonders gute Schauspieler, Sportler oder Kulturschaffende“ sind. Der „gemeine Bürger“ ist sehr wohl in der Lage, vorbildliche Menschen zu erkennen. „Vorbilder sind Trugbilder auf Bestellung.“, so der Dichter Erhard Horst Bellermann.

Und Eure bestellten Vorbilder brauchen wir nicht.

Wer aufrichtig im Denken, Handeln und Diskutieren ist, ist sich selbst Vorbild genug, gleich woher sie/er kommt, an wen sie/er glaubt und als was sie/er arbeitet.

Was wäre Deutschland…

Tja, was wäre Deutschland ohne die Erfindungen von „Ausländern“?! Wir säßen heute in der Stube ohne Strom, ohne Telefon, ohne Handy, ohne iPhone, ohne Internet. Es gäbe hierzulande weder Kino noch Theater. Manches hochprozentige Wasser wäre unbekannt. Und weder Fußball noch Judo noch Taekwondo noch Ju-Jutsu noch Karate noch Volleyball oder Basketball hätten hierzulande eine Chance gehabt… Den FC Hansa Rostock hätte es also auch nie gegeben (Okay, das wäre ein hinzunehmender sportiver „Verlust“…)

Endlich echte Vielfalt

„Vielfalt. Das Beste gegen Einfalt.“ … Geben wir dem friedlichen Miteinander eine Chance, lassen einfältige Politiker links oder rechts liegen.

Und immer an die Zeilen des gebürtigen Moskauer Schriftstellers Wladimir Lindenberg denken: „Wir sind alle nur Gäste in dieser Welt. Lernt man sich im Leben als Gast zu fühlen, so benimmt man sich danach. Man wird freundlicher und dankbarer, zuvorkommender und rücksichtsvoller und man lernt zu wissen, dass einem nichts wirklich gehört.“

Das müssen die selbst ernannten deutschen Eliten in Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur oder Medien erst einmal begreifen! Deutschland hat also noch einen langen, einfältigen Weg vor sich…

Möge aber die geistige Vielfalt mit Euch sein!

Marko Michels


Ähnliche Beiträge