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Das waren, das sind Zeiten

Zwischen doppeltem „Sputnik-Schock“, „Radio Eriwan“, Rust-Flug-Jubiläum und Nach-Wende-Wut

Wir leben wieder einmal in zutiefst wählerischen Zeiten. Es wird ein riesiger medialer Hype darum initiiert, wer dann am 24.September das politische Rennen machen wird. Martin Schulz, unser liebster EU-Bürokrat, oder die „Bundesmutti der Nation“ (Wer will, kann sich noch bis 23.9. „adoptieren“ lassen!), die nur „auf Sicht“ regiert bzw. regieren soll, meint jedenfalls die kaum vorhandene Opposition.

„Seenot“ oder „Sehnot“

Da stellt sich dann schon die Frage, was nützt ein derartig vermeintlicher Regierungsstil, wenn den meisten das Wasser bereits bis zum Halse steht, also „Seenot“ oder „Sehnot“ besteht. Dann wird das ganze Regieren auf Sicht „obsolet“, wie ein amerikanischer Präsident sagen würde…

Die ultimative Farbenlehre

Inzwischen gibt es fleißige politische Farbenspiele: Schwarz-Rot, Rot-Schwarz, Rot-Rot-Grün, Schwarz-Gelb, Schwarz-Grün-Gelb, Rot-Grün-Gelb, Schwarz-Rot-Grün, Rot-Schwarz-Gelb, usw.

Leider – und das wird bei genauem Betrachten deutlich – sehen diese Farbkombinationen nicht besonders gut aus und vor allem diese rufen auch nicht viel Entzücken hervor.

Freudloses Tun und Schaffen

Die politische Landschaft und deren Protagonistinnen bzw. Protagonisten, nebst Wahl-Volk“ sind „irgendwie“ ziemlich freudlos und sehen auch entsprechend aus.

Die ganze Situation erinnert schon etwas an 1987/88. Schon damals meinten Massen-Medien und eine politische bzw. wirtschaftliche Elite, „die Weisheit mit Löffeln gegessen zu haben“. Dabei war gar keine Weisheit auf den Tellern, sondern nur Linsen-Eintopf… Gut, heute haben wir vielleicht flambierte Linsen nebst einem Chateau Reibach, aber irgendwie „schmeckt“ es dennoch nicht.

Damals, also 1987/88, wurden Medien und Journalisten, die nicht im „Mainstream“ schwammen, schnell als „Staatsfeinde“ und „Irregeleitete“ tituliert. Und heute?!

Vom ersten „Sputnik“-Schock zum zweiten „Sputnik-Schock“

Reifere Schwerinerinnen und Schweriner werden sich bestimmt noch an die exzellente Zeitschrift „Sputnik“ erinnern. Ja, den gab es auch in deutschen Landen einmal.

Man erinnere sich: 1957 gab es den ersten „Sputnik-Schock“, als der „Große Bruder“ im Osten den ersten künstlichen Erdsatelliten der Menschen (Vielleicht gab es zuvor ja auch andere Aliens auf diesem Planeten?!) auf eine Umlaufbahn „schoss“ und der real existierende Kapitalismus um seine Weiterexistenz fürchtete.

Dann erschien 10 Jahre später das gut gemachte Magazin mit gesellschaftskritischen Beiträgen sowie den berühmten „Radio Eriwan“-Witzen und weitere 21 Jahre später, 1988, gab es den zweiten „Sputnik-Schock“, als ein paar alte SED-Genossen besagte Zeitschrift verboten, die im Herbst 1988 auch den Hitler-Stalin-Pakt thematisierte und Stalins Verbrechen deutlich machte.

Mediale Verbote und Folgen

Im November 1988, vor knapp 29 Jahren, meldete die Pressestelle des Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen der DDR, dass die Zeitschrift „Sputnik“ von der Postzeitungsliste gestrichen worden sei. Diese hätte angeblich keinen Beitrag gebracht, der „zur Festigung der deutsch-sowjetischen Freundschaft diene“ – stattdessen „verzerrende Beiträge zur Geschichte“…

Na ja. Das „Ende vom Lied“ ist bekannt: Die DDR ging unter, weil sie alles, was sie verbal idealisierte, letztendlich real zerstörte. Und natürlich an den wirtschaftlichen Unzulänglichkeiten.

Das thematisierte bereits erwähntes „Radio Eriwan“: Hörer-Frage „Ist es wahr, dass es in der DDR keine Bananen gibt?!“ Dazu „Radio Eriwan“: Im Prinzip nein. Auf dem Berliner Alexanderplatz gibt es sogar einen Bananen-Automaten. Wenn man eine Banane einwirft, kommen 100 Mark der DDR heraus…“

Und dank des „Radios Eriwan“ aus dem „Sputnik“ wusste die DDR-Opposition auch, dass die DDR niemals Opfer eines Atomkriegs werden konnte! Hörer-Frage: „Stimmt es, dass die DDR ein so kleines Land ist, dass man es mit einer einzigen Atombombe zerstören könnte?“ Antwort „Radio Eriwan“: „Im Prinzip ja. Wozu aber so ein riesiger Aufwand, wenn drei Zentimeter Neuschnee genügen?“

Heute ist „alles anders“

Heute ist natürlich „alles anders“. Die Schaufensterläden sind voll – mit essbarem, industriell erstelltem, bunt verpacktem Müll, der sicher den einen oder anderen Adipositas-Patienten hervor bringt. Unsere Massen-Medien nebst politischer Entourage blenden die Realitäten aus, berichten einseitig – und wer eine abweichende Meinung hat, gilt als „Querulant“ oder „Dunkel-Deutscher“. Leider sind die „Hell-Deutschen“ aber eben nicht „heller“, das ist ja das Problem…

Womit wir schon wieder beim berühmtesten Radio der Welt sind… Und das ist auch ein Witz für die Gegenwart: Frage an „Radio Eriwan“/Station Berlin: „Welches ist das dümmste Land der Welt?!“ – Betretenes Schweigen mit folgender Antwort: „Dafür machen wir aber das beste Bier der Welt!“.

Dunkles oder helles „Bier“?!

Na also! Es geht voran. Es ist nur eine Frage der Perspektive, der „Helligkeit“ und des Bier-Konsums. „Schon“ wirkt alles viel „schöner“…

Was ist nur aus dem „aufrechten Gang“ geworden, den viele zwischen 1987 und 1990, der Hoch-Zeit von Glasnost und Perestroika erlernen wollten? Viele mutierten vom „realsozialistischen Schleimer“ zum „realkapitalistischen Bückling“. Erst der „Karl-Marx-Orden“, dann der „Goldene Wendehals“ und nun das „Bundesverdienstkreuz am goldenen Faden“.

Her mit den Orden!

Mai 2017… Wer sich da so alles feiern lässt, wer sich da umjubeln und auszeichnen lässt. Der interessierte Zuschauer gerät ins Staunen. Vor 30 Jahren, im Mai 1987, flog noch ein junger Westdeutscher – unter dem Radar – nach Moskau: Mathias Rust mit seiner Cessna. Heute fliegen viele unter dem charakterlichen Radar in politische und wirtschaftliche Spitzen-Positionen. Der Unterschied: Rust flog auf, die anderen lassen sich als „Heldinnen“ und „Helden“ der realkapitalistischen Arbeit feiern. Es ist wie bei Andersens „Des Kaisers neue Kleider“. Eine „Elite“ wird umjubelt, ist eigentlich „nackt“. Aber keiner ruft: „Die haben ja gar nichts an – und nichts drauf!“.

Eine „Portion Mut“ für 99 Cent...

Vielleicht sollten sich mal einige eine Portion Mut im nächsten Discounter besorgen. Angst war schon immer ein schlechter Ratgeber und Ängstlichkeit ist schlecht für die Körperhaltung. Und wer will schon seinem „Orthopäden“, auch dem politischen, den nächsten Ibiza-Urlaub fördern, nur weil das Rückgrat – selbst verschuldet – chronisch gebeugt ist…

Marko Michels

PS: Zur Erinnerung an alte hoffnungsvolle Zeiten der Song von MODERN TROUBLE „Fly to Moscow“: https://www.youtube.com/watch?v=aEi2mfwPqBg (In die Suchmaschine des eigenes Vertrauens kopieren…)

Foto (Michels): Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, wusste schon das Sandmännchen – nur keinen Sand in die Augen streuen lassen…


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