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Alles „O.K.“ oder nichts „Okay!“?!

Zwischen Sommer und Herbst 2015

Der Sommer geht allmählich zu Ende. Der meteorologische Herbst beginnt bereits am 1.September, der astronomische Herbst allerdings erst am 23.September. Die ersten Blätter fallen, die große Hitze ist vorbei, die Schulferien sowieso und auch die diversen Festspiele zwischen Schwerin via Grevesmühlen, Wismar, Rostock, Neustrelitz, Ralswiek, Neubrandenburg bis Zinnowitz sind bereits Geschichte oder werden es bald sein.

Viele Besucher allerorten

Die Besucherzahlen, ob bei den diversen Festspielen und Open-Air-Event, waren hierzulande okay. Nicht alle Wünsche wurden wahr (Schloßfestspiele Schwerin, Schloßgartenfestspiele Neustrelitz oder Jedermann-Festspiele in der Sankt-Georgen-Kirche Wismar), aber es gibt ja auch Volksfeste, wie das Fischerfest Gaffelrigg in Greifswald, das Schwedenfest in Wismar, die Hanse Sail in Rostock, das Boizenburger Hafenfest oder das Schweriner Altstadtfest „Kling, klang“), bei denen sich das gemeine Volk gern und zahlreich „bespaßen“ läßt. Hauptsache, es ist etwas los, sei es auch noch so „sinnfrei“…

Die „Touris“ sollen ja kommen. Der Euro entsprechend rollen. Und Jubel, Trubel und Heiterkeit einziehen. Dann ist alles okay!

Wer bläst hier am besten…

Was wurde außerdem nicht wieder kräftig musiziert. Drei Monate lang wurde im ganzen Land bei den Festspielen M-V gegeigt, geblasen und gesungen, was Herz und Lunge so hergaben. Das Publikum applaudierte heftig. Hauptsache, die Musik war klassisch, laut und das Drumherum idyllisch.

Andere mochten lieber die rockigen, poppigen Konzerte und Festivals, ob auf der Marstall-Halbinsel in Schwerin, in Eldena, im Rostocker Stadthafen oder Ostseestadion, an der Heringsdorfer Konzertmuschel oder auf der Schweriner Freilichtbühne. Zwischen Puhdys, Revolverhelden und Helene Fischer wurde getanzt – mehr oder minder gekonnt.

Daneben gab es viel Ungemach: Nazis, Linksextremisten, Pseudo-Demokraten, Pharisäer, „Gutmeinende“, Flüchtlingszustrom, Kriege und Terror weltweit, die EURO- und Europa-Krise, das Griechenland-Drama, Börsen- und Wetter-Turbulenzen, China-Schock, Rassismus in den USA, Schlafwagen-Politik in Deutschland, Kita-Streiks, Bahn-Streiks, Bau-Desaster nach wie vor in Berlin (Flughafen).

Was ist das alles aber schon gegen eine Rostbratwurst, ein kühles Bier, suboptimale „Mucke“ bei den mecklenburgischen Festivitäten?! Klar, alles „unbedeutend“. Hauptsache, „Ottilie und Otto Normalverbraucher“ ging bzw. geht es gut, sie/er konnte fröhlich sein, singen und schwofen.

Um das im Sommer 2015 kulturell und politisch Dargebotene richtig zu skizzieren, fiel einem doch gleich ein alter „O.K.“-Song aus dem Jahr 1988 ein, der schlicht und ergreifend „Okay!“ heißt – und mit dem „Richtigen“ beginnt: „.. Also das Allerschönste was Füße tun können ist: Tanzen. Und was Füße noch tun können, das find‘ ich das Allerschönste. Ihr werdet seh’n: Also das Allerschönste was Füße tun können ist: Tanzen…“

Ausgetanzt oder nicht…

Aber das ist nun „Tanz-Schnee“ von gestern, jetzt hat uns nach Urlaub und Ferien der Alltag wieder und es gilt ein anderer Vers des „O.K.“-Songs: „…Der Bundestag darf sich nicht dem Regierungswillen unterwerfen. Er muss sich auch seiner sozialstaatlichen Tradition bewußt sein…“ Eine Aussage der damaligen SPD-Frontfrau im Deutschen Bundestag, Anke Fuchs. Das war noch eine Zeit, in der es um Inhalte und nicht um Darstellung ging sowie die SPD noch eine sozialdemokratische Partei war und nicht eine CDU-Hilfstruppe wie heute.

Alles so schön…

Dass man es dort, bei der SPD, mit der „sozialstaatlichen Tradition“ nicht mehr so genau nimmt, wissen wir alle spätestens seit der „Agenda 2010“ – und wie es um „christliche Nächstenliebe“ (Ein „Grüß Gott“ an die Nordkirche!) bzw. das „Solidaritätsgefühl“ (Ein kräftiges „Venceremos“ an den hiesigen DGB!) in Deutschland bestellt ist, sieht man am Umgang mit Flüchtlingen, Freidenkern, Unangepassten, Menschen mit Handicaps oder mit Kindern im Sommer 2015.

Diese werden bestenfalls geduldet, „in Maßen“ toleriert, aber sie stören das „schöne Bild“ vom „Ach so schönen (`ruhigen`) Deutschland 2015“. Denn: Wir sind doch Männer-Fußball-Weltmeister, Frauen-Kugelstoß-Weltmeister, Frauen-Rodel-Weltmeister, Frauen-Politik-Weltmeister und Frauen-Versteher-Weltmeister. Also, weniger Mann und mehr Frau geht schon gar nicht mehr.

Da ist es schon fast verzeihlich, dass die deutsche Frau von heute nicht so gut Fußball spielen kann, wie der deutsche Mann der Gegenwart. Fußball ist ja ohnehin etwas für Bekloppte, Wodka Gorbatschow-Trinker (Gerade im Jahr des 25.Jahrestages der deutschen Einheit!) und Infantile, also nach Ansicht der heutigen Polit-Amazonen etwas für Männer.

Und was Kinder betrifft: Die dürfen natürlich von mies bezahlten Kindergärtnerinnen und Erzieherinnen betreut werden. In einigen Einrichtungen im Nordosten ist „Kinderfreundlichkeit“ ohnehin nicht sonderlich ausgeprägt. Fragt sich nur, wann vor manchen Gaststätten und Museen ein Schild mit der Aufschrift „Hunde und Kinder draußen bleiben!“ aufgestellt wird?!

Zwischen Raffkes und Schläfern

Kinder, „Flüchtlinge“, „Freidenker“ und „Unangepasste“ – das sind doch alles „Randgruppen“ im „Land der Schlafschafe, Lemminge und Hamster“. Die Mehrheit pennt vor sich hin, folgt blindlings politischen Parolen aller Richtungen und rafft zusammen, was sie/er nur bekommen kann.

Über die Raffgier, den Egoismus und den Narzissmus der Menschen allgemein meinte dazu Philippe Pozzo di Borgo (Stichwort „Ziemlich beste Freunde“) im SPIEGEL Nr. 34/2015 treffend: „… Ich habe ja einen Traum, einen großen, ich träume vom Wandel unserer Gesellschaft. Wir sind viel zu sehr damit beschäftigt, auf uns selbst zu blicken und unser eigenes Leben zu optimieren. Aber diese Art von Individualismus führt in die Sackgasse. Wir sind vom `Ich` beherrscht und diese Herrschaft ist in hohem Maß von Gier und Maßlosigkeit begleitet…“

Und an anderer Stelle: „… Man will alles, sofort, perfekt soll es sein und einen möglichst weit nach vorn bringen. Wir bauen Armbanduhren, die den Kalorienverbrauch anzeigen. Wir legen uns ins Krankenhaus, um unser Gesäß straffen zu lassen. Wir lassen uns coachen, um zu performen – und nennen das auch so. Und über all unserer erfolgsgetriebenen Gesellschaft verlieren wir das Wichtigste aus den Augen… Das sind die Beziehungen zu anderen Menschen…“

Das beste Beispiel für Großspurigkeit, gekünsteltes Auftreten, Scheinheiligkeit und uneingeschränktem Narzissmus ist unsere neue Politikerinnen- und Politiker-Generation in Berlin oder in Schwerin.

Selten sah man eine derartige Ansammlung von nichtssagenden, auswechselbaren und wenig charismatischen Damen und Herren im politischen Betrieb. Es wird zwar gestylt, was Geld und Haarspray hergeben, aber wo der „liebe Gott“ oder „Karl Marx“ nun einmal sparsam waren, waren sie halt sparsam. Steht doch zu Euren Defiziten. Nehmt Euch ein Beispiel an Kojak!

Es wird viel geredet, aber wenig gesagt und schon gar nicht gehandelt! Gute Rhetorik-Kurse ersetzen aber nicht Intellekt und Wortwitz! Schon gar nicht politische Tatkraft!
Die Nähe zum „gemeinen Bürger“ (Flüchtlingen, Extremismus-Gegnern, Ehrenamtlichen, Sportlern) wird vor Kameras gesucht, um sie anschließend weitgehend zu ignorieren, zu verunglimpfen oder „zu vergessen“.

Und immer nur regelmäßig die Diäten zu erhöhen, kann es auch nicht sein. In Zeiten, in denen das reale Einkommen der deutlichen Mehrheit sinkt…

Wo sind die Konzepte?!

Wo sind die großen Politik-Konzepte.?! Der Flüchtlingszustrom war vorhersehbar, bei der Vielzahl an Krieg, Terror und Hunger in der Welt. Die Zahlen dazu sind doch hinreichend bekannt, auch die aufrichtigen Zahlen, nicht die geschönten Statistiken.

Im Song von „O.K.“ steht auch: „… Zu diesem Zeitpunkt des Fluges beginnen die Astronauten normalerweise damit, den Schub der Triebkraftwerke auf Höchstleistung zu bringen…“

Das sollte in der Politik von heute ähnlich sein! Wenn Probleme erkannt sind, dann entwirft man Konzeptionen, streitet energisch für diese und setzt sie um. Fragt mal bei Franz Josef Strauß nach, der am 6.September 100 Jahre geworden wäre! Umstritten ja, aber ein engagierter Enthusiast in puncto Politik, ein Typ im besten Sinne, einer der Tradition mit Modernität verbinden konnte, der Menschen mitriss, Fehler machte, diese korrigierte, aber nie aufgab und der auch eigene Positionen überdenken konnte.

Ohne einen Franz Josef Strauß gebe es heute nicht die deutsche Einheit, hätte er sich nicht dazu durchgerungen, die „neue Ostpolitik“ der Kanzler Brandt bzw. Schmidt an der Seite seines ungeliebten „Schwester-Partei-Freundes“ Kohl fortzuführen und zu modifizieren.

Aber: Wann starten die geistigen und emotionalen Triebwerke unser heutigen Politiker-Generation der Marke „Schlaftablette“?! Sie mutierten leider zu „Rohrkrepierern“…

Zwischen Anschlußzug und Tanz-Zeit

Vielleicht schaffen unsere heutigen Spitzen-Politikerinnen und -Politiker noch den Anschluß und müssen sich nicht auf eine „O.K.“-Zeile verlassen: … “ Achtung am Gleis 2! Nächster Zug S 14 nach Wiesbaden über Flughafen und Mainz …“

Ob das politische Berlin oder das politische Schwerin dabei „Sack-Bahnhöfe“ sind? Wer weiß?! Hauptsache, man „versackt“ nicht in der erstbesten (politischen) Bahnhofskneipe. Sonst darf man letztendlich noch singen: „Tell me, tell me! Can`t say! What does it mean?!“

Tanzen sollte man in diesen Breitengraden allerdings unterlassen. Tanzen können die meisten Deutschen nun wirklich nicht. „Ab und zu“ einmal gutes Regieren sollte jedoch nicht schaden! Nicht, dass wir das „große deutsche Ganze“ an Obama, Putin, die Chinesen oder gar die Griechen verscherbeln müssen!

Na dann, einen schönen ferienfreien, festspielfreien und politikfreien Herbst 2015!

Wenn Ihr müßt, „schwingt“ sogar die „Tanzbeine“
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Und immer das Wichtigste im Auge behalten: Die eigene Menschlichkeit und die Beziehung zu anderen Menschen!

Marko Michels

PS: Wer sich den „O.K.“-Song von 1988 noch einmal reinziehen“ will, kann dieses unter dem folgenden Link „www.youtube.com/watch?v=rGpgdO_xbAI“ und über die Suchmaschine „seines Vertrauens“ tun. mm

1.Foto/Michels: Der deutsche Zuschauer im Sommer 2015 – dick, ausgeruht und schläfrig?! Nein, nur zwei Bären aus Sand in Heringsdorf!

2.Foto/Michels: M-V ist so schön, wären da nur nicht die Menschen…

3.Foto/Michels: Nach dem Sommer ist schon bald Weihnachten – in nicht einmal vier Monaten! Die ersten Lebkuchen gibt es schon im Discounter… Bald rieselt auch der Schnee und sei es der von gestern…

 


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