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Girls Day: Muss das sein?!

Ein besonderer Tag

Was wurde in den letzten Monaten nicht herum diskutiert: Frauen in Führungspositionen! Frauen-Quote – Wundermittel oder nur wunderlich?! Mehr Frauen in Führungspositionen! Statt Herd und Besen lieber an die Schalthebel der Macht! Wenn Frauen nicht mehr kochen, verhungern dann die Männer? Neue Frauen braucht das Land!

Die Diskussionen werden immer noch hitzig geführt. Dabei bestimmen die Frauen längst das Geschehen maßgeblich mit. Deutschland wird von einer Frau, also Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, regiert. Eine Frau war schon Präsidentin des Bundesverfassungsgerichtes (Prof. Dr. Jutta Limbach)! Schönheiten a la Heidi Klum, Claudia Schiffer oder Toni Garrn sind nicht nur einfach attraktiv, sondern zugleich erfolgreiche Geschäftsfrauen. Ebenso wie Tennisspielerin Maria Scharapowa, die sowohl sportlich, äußerlich und wirtschaftlich immens erfolgreich ist. Schriftstellerinnen, Naturwissenschaftlerinnen, Ingenieurinnen, Technikerinnen oder Künstlerinnen feiern globale Erfolge, erhalten Auszeichnungen oder Nobelpreise, sind innovativ.

Müssen also entsprechende Förderungen her?! Anscheinend ja, denn es ist längst nicht alles so „rosarot“, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag…

Wozu da noch einen „Girls Day in M-V“?!

Leider ist die Lage nicht so „rosig“ wie eingangs dargestellt. Die jungen Frauen haben heute oftmals sehr gute Ausbildungen und Studien absolviert, sind sehr engagiert bzw. tatkräftig und trotz aller hervorragenden Leistungen kommen sie beruflich nicht in entsprechende Positionen. Und da helfen auch alle Bundeskanzlerinnen, Top-Modelle und Spitzen-Sportlerinnen dieser Welt nicht. Es geht darum, Frauen für naturwissenschaftliche und technische Berufsbereiche zu begeistern, sie von den hergebrachten frauentypischen und oftmals schlecht bezahlten Berufen zu lösen.

Denn: Frauen können durchaus Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften sowie Technik und erhalten dafür sogar Nobelpreise. Sie müssen nur eine Chane dazu erhalten und entsprechend gefördert werden. Leider herrschen im alltäglichen Leben noch immer die gängigen Klischees vor: Mädchen haben eher eine soziale und Jungen eben eine technische „Ader“. Aber das stimmt schon längst nicht mehr. Die Entwicklungen sind da ganz andere. Erstens sind, wie gesagt, auch die Mädchen naturwissenschaftlich begabt und andererseits können sich die Jungen auch für soziale Berufsgruppen begeistern.

Leere Ausbildungsplätze – warum eigentlich?!

Warum bleiben noch heute so viele Ausbildungsplätze oder Studienplätze, gerade im naturwissenschaftlich-technischen Bereich, unbesetzt? Es wurde ganz einfach versäumt, die Mädchen und jungen Frauen an die entsprechenden Berufsgruppen heranzuführen. Aber glücklicherweise gab und gibt es in der Gesellschaft ein Umdenken und einen Kurswechsel. Es geht nicht um diese Floskel „Frauen an die Macht“ oder wie früher „Männer an die Macht“, es geht vor allem darum, kompetente sowie konstruktive Arbeitsteams in den verschiedenen Berufsbereichen bilden zu können und da hat sich in der Realität gezeigt, dass gemischte Teams effizienter und ideenreicher sind. Die Diskussionen, die wir heute führen, sind daher nicht sozial, sondern auch ökonomisch begründet. Wenn Deutschland den Anschluss an die wirtschaftliche Spitzenklasse nicht verlieren will, müssen auch die Frauen stärker beruflich in die Berufsgruppen mit Perspektiven integriert werden.

Ein Manko: Frauen lassen sich in gängige „frauentypische“ Berufe schieben…

Immer noch ergreifen allerdings viele Frauen die typischen frauenspezifischen Berufe, aber ein allmählicher Trendwechsel ist deutlich erkennbar. Die Mehrzahl der Mädchen und jungen Frauen ergreift heute die Möglichkeit eines Studiums und belegt die zukunftsträchtigen MINT-Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Viele große wie kleinere Unternehmen haben inzwischen erkannt, dass sie ein großes Potenzial bisher ungenutzt blieb. Es gibt inzwischen jedoch viele Fördermöglichkeiten und Beratungsangebote speziell für Mädchen und junge Frauen, um diese an „neue“ Berufsfelder heranzuführen. Hier sind und bleiben Arbeitgeber, Gewerkschaften und die Politik weiter gefordert.

Was ist mit den eingangs geschilderten Erfolgsbeispielen…

Diese genannten Beispiele sind durchaus „Leuchttürme“ und zeigen ja, dass Frauen Außergewöhnliches leisten können. Aber es geht ja nun nicht darum aus jeder Frau eine Spitzen-Politikerin, eine Spitzen-Sportlerin oder ein Spitzen-Model zu machen.

In den großen Medien steht zurzeit die russische Tennis-Spielerin Maria Scharapowa mit einem vermeintlichen Jahreseinkommen von 20 Millionen Euro im Blickpunkt. Frau Scharapowa ist dabei schon eine hervorragende Sportlerin und eine toughe Geschäftsfrau. So weit, so gut.

Beim Girls Day soll aber nicht die Schaffung neuer „Super-Erfolgsbeispiele“ im Vordergrund stehen. Die Protagonistinnen und Protagonisten wollen – am besten – dafür sorgen, dass, um bei der genannten (Gehalts-)Zahl zu bleiben und diese ist fiktiv gemeint, 20 Millionen Frauen in Deutschland in wirklich perspektivischen Berufen arbeiten können, dass man ihnen die Möglichkeit gibt, auch ihre naturwissenschaftlich-technischen Ambitionen ausleben zu können und sie fair dafür bezahlt werden. Wenn das nachhaltig gelingt und mit dem Girls Day diese Diskussionen weiter geführt wird, ist eine Menge erreicht.

Was ist mit der viel zitierten „Frauen-Quote“?

Die Gewerkschaften und auch einige Unternehmen haben bereits in der Vergangenheit eine „Frauen-Quote“ für verschiedene Arbeitsbereiche gefordert. Es gab aber von einigen Parteien und Unternehmen, mitunter sogar von einigen Gewerkschaftsvertretern Vorbehalte oder sogar Ablehnung. Nun heißt es, die neue „Frauen-Quote“ sei „Etiketten-Schwindel“, sie gelte ja nur für die DAX-notierten Firmen.

Da kann man nur entgegnen: Wer war denn sogar dagegen, dass diese konstruktive Quote erst einmal nur partiell durchgesetzt wurde? Wer übte denn da so entschiedenen Widerstand? Die gleichen Wortführer, die heute diese Quote als Quötchen bezeichnen und sie dennoch scharf attackieren!

Fakt ist doch, dass eine derartige Quote auch eine Vorbildwirkung und Druck entfachen kann, auch bei Unternehmen, die sich (noch) nicht an diese halten müssen. Und mal ehrlich: Ist diese ganze Diskussion nicht ziemlich albern! Es wird doch sogar getan, als seien „die“ Frauen in Unternehmensvorständen ein „Ballast“, ein „Hemmnis“! Genau das Gegenteil ist der Fall.

Wo Frauen in unternehmerischer Verantwortung waren und sind, konnten sie überzeugen und mit neuen Innovationen begeistern. Sie sorgten für frische und erfolgreiche Ideen. Leider gerieten sie im Laufe ihres Berufslebens oftmals an „gläserne Wände“, kamen nicht voran und mußten sich nach der Geburt ihrer Kinder mit schlechten Berufspositionen oder mit der Tätigkeit als Hausfrau zufrieden geben. Genau das können wir uns in Deutschland, auch in M-V, nicht mehr erlauben und leisten! So ein Denken steht gegen den Strom der Geschichte!

Und wie sieht es mit den Angeboten zum Girls Day am 23.April in M-V aus?

Es gibt 333 Angebote von Unternehmen, Einrichtungen und Verwaltungen mit insgesamt rund 2500 Plätzen für die Mädchen bzw. jungen Frauen, die sich in den technischen Berufsbereichen ausprobieren können. Vielleicht ergeben sich dadurch auch nachhaltige Kontakte zwischen diesen Firmen bzw. Einrichtungen und den angehenden Technikerinnen! Das wäre klasse!

Übrigens: In der Region Greifswald-Vorpommern sind 41 Angebote von Firmen/Institutionen mit 345 Plätzen und in der Region Schwerin 31 Angebote von Firmen/Einrichtungen mit 245 Plätzen beim diesjährigen Girls Day vorhanden!

Eines ist bei aller beruflichen Frauen-Förderung dennoch unerlässlich: Es darf dabei keine „softe“ Diskriminierung von Männern geben – nach dem Motto „Nun aber erst einmal die Frauen!“. Entscheidend sollte das Leistungs-, Charakter- und Erfahrungsprinzip bleiben!

Und: Wie sehen „das Ganze“ die Schwerinerinnen und Schweriner?! Mal eifrig mitdiskutieren…

Marko Michels

 


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